[Workshop] Hydrostößel Grundeinstellung

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Tanjas&Thomas_T2b
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[Workshop] Hydrostößel Grundeinstellung

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Moin,

da es aus meiner Sicht bei der Grundeinstellung der Hydrostößel noch Unsicherheiten zu geben scheint,
wollte ich mich dem Thema einmal annehmen.

Wichtiger Nachtrag: Die Hydrostößel laufen auf der Nockenwelle ein.
Wenn man die Stößel ausbaut, sollte man tunlichst sehen, das die Stößel wieder an gleicher Stelle eingebaut werden.

Wenn man Hydrostößel ausbaut, neu kauft oder lange gelagert hat sind die Stößel in der Regel nicht entlüftet und "weich".
Hier muss man vor dem Einbau einmal die Druckprobe machen:
k00000001.JPG
Wenn man auf die Stößelpfanne drückt, darf ein entlüfteter Stößel nicht nachgeben.
Wenn ja, dann muss er vor dem Einbau entlüftet werden.

Der Hintergrund ist folgender:
Der Stößel sorgt bei laufendem Motor dafür, dass das Ventilspiel immer bei Null liegt.
Dafür muss der Stößel aber auch "Arbeitsraum" haben.
Sprich er muss die Längenunterschiede auch ausgleichen können und darf nicht am Rand des Arbeitsraums betrieben werden.

Ich habe mir als Hilfsmittel von einer kleinen Schraubzwinge den Elefantenfuß entfernt.
Da kann man den Stößel nun super Einspannen.

Hier einmal die Vorgehensweise zum entlüften:
1. Stößel in der Schraubzwinge leicht einspannen, damit die Klammer entlastet ist:
k00000002.JPG
2. Die Klammer mit einem kleinen Schraubendreher raus hebeln:
k00000003.JPG
3. Nun den Stößel aus der Schraubzwinge befreien und die Stößelpfanne entfernen
k00000004.JPG
4. Nun kann man den Arbeitskolben im Stößelhehäuse sehen.
k00000005.JPG
5. Diesen kann man mit einer Spreizzange raus ziehen. Wenn man mit einem kleinem Schraubendreher das Kugelventil aufdrückt geht er leichter raus
k00000006.JPG
k00000007.JPG
6. Hier kann man dann einmal die Bauteile des Hydros sehen:
k00000008.JPG

Die Feder sorgt nur für eine Vorspannung auf dem Arbeitskolben.

Im Arbeitskolben befindet sich das Kugelventil, das über eine kleine Feder verschlossen wird.
k00000009.JPG
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: [Workshop] Hydrostößel Grundeinstellung

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

k00000010.JPG
Dieses Kugelventil öffnet, wenn Öldruck an der Seitlichen Öffnung des Hydrostößels anliegt.
Das ist im Laufenden Motorbetrieb ja der Fall. Aber auf der Werkbank haben wir ja nicht die Möglichkeit den Stößel seitlich unter Öldruck zu setzen.
Deshalb ja die Prozedur mit dem Zerlegen.
k00000011.JPG
Das nur zur Info am Rande. Weiter geht es mit der Entlüftung:

7. Befüllen des Arbeitsraums mit Motoröl
k00000012.JPG
8: Arbeitskolben einsetzen, dazu das Kugelventil mit Gefühl aufdrücken und gleichzeitig den Arbeitskolben in den Stößel Drücken.
Ggf. leichte Pumpbewegungungen machen, bis keine Luft mehr aus dem Arbeitsraum kommt.
(Es reicht ein halber Milimeter, die kleine Feder darf auf keinen Fall zu weit gestaucht werden, dann dichtet das Kugelventil nicht mehr ab.)
k00000013.JPG
k00000014.JPG
9. Weiter mit Motoröl auffüllen
k00000015.JPG

10 Stößelpfanne einsetzen und mit der Schraubzwinge langsam und mit etwas Geduld den Stößel zusammen drücken
k00000016.JPG
k00000017.JPG
Wenn das zu leicht geht, ist entweder noch Luft im Stößel, oder der Hydro ist verschlissen.

Dabei tritt seitlich etwas Motoröl aus.

Den Stößelpfanne so weit rein drücken, das man gerade so die Klammer zur Arretierung der Stößelpfanne wieder einsetzen kann:
k00000018.JPG
(Hier ist die Klammer erst einseitig montiert.)

Wenn man die Stößelpfanne zu weit rein dreht, hat man den Stößel leider wieder "Belüftet" und darf noch mal von vorne anfangen.
Ziel ist es, das der Stößel sich bei der Daumenprobe nicht zusammendrücken lässt.
Der Hydrostößel muss komplett mit Ö überfüllt sein. Und Flüssigkeiten sind nicht komprimierbar.

Damit hat der Stößel seine größtmögliche Ausdehnung angenommen. Und wir sind mit der Entlüftung nun erst mal fertig.

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Nun geht es an den Einbau und den Grundabgleich:

I: Vor dem Einbau der Stößel noch einmal die Daumenprobe machen! Bei kräftigen Druck darf der Stößel nicht nachgeben!

II: den Motor auf den jeweiligen OT des Zylinders drehen und die Stößel einsetzen.
(Stößelschutzrohre, Stößelrohrfeder und Stößelstangen müssen natürlich auch montiert werden.)

III: Kipphebeleinstellschrauben zurück drehen und die Kipphebel montieren.
Die Kipphebelwellen werden mit 15 Nm angezogen.

IV: Die Stößelstange muss sich im Stößel und der Kipphebelwelle in der Panne befinden.
Nun die Einstellschrauben mit Gefühl so weit rein Schrauben, das gerade kein Spiel mehr vorhanden ist.

Jetzt werden die Kipphebelschrauben 2 Umdrehungen weiter rein geschraubt und mit der Kontermutter in der Position fixiert.
Jetzt stehen natürlich erst einmal die Ventile leicht offen. Aber das ist nun wie eben beim Entlüften, die Stößel drücken nun solange Öl raus, bis kein Druck mehr von den Ventilfedern kommt. Das dauert je nach Zustand der Hydrostößel ein paar Minuten.
Deshalb darf man auch nicht zu lange zwischen Einbau und Abgleich warten. Unter Druck wird langsam das Öl aus den Hydrostößeln gedrückt.
Das muss auch so sein, sonst könnten sich die Hydros ja nicht verkürzen.
Das ganze dann noch für die weiteren Zylinder wiederholen.

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FAQ:

Warum klappern Hydrostößel, wenn der Bus lange Zeit gestanden hat?

Da gibt es nun zwei Antworten:
a) Der Motor ist so zum Stillstand gekommen, das Ein Ventil Offen war.
In dem Fall wird das Öl ja langsam aus dem Stößel gedrückt und der Stößel verkürzt sich.
Der Stößel wird sich aber sehr schnell nach dem Start wieder befüllen und das Klappern ist nach sehr kurzer Zeit weg.

b) Der Stößel war nicht unter Druck, sondern das Öl ist von alleine durch die liegende Position aus dem Hydrostößel ausgetreten und es befindet sich nun Luft im Arbeitsraum.
Das passiert, wenn das Öl zu dünn, der Hydro innen verschlissen oder der Motor mehrere Monate gestanden hat.
Dann wird der Hydro beim Start deutlich länger klappern, da jetzt ja erst einmal die Luft im Arbeitsraum durch Öl ersetzt werden muss.
Erfahrungsgemäß kann das das einige km dauern.

Hydrostößel zerstören die Nockenwelle, da durch den ständigen Kontakt zu Nockenwelle sich kein Ölfilm aufbauen kann.
Das ist schlichtweg Quatsch, dann dürfte ja kein einziger moderner Motor mit Hydrostößeln halten.
Ein Problem sind leider billige Stößelnachbauten, bei denen die Materialien anscheinend nicht zur Nockenwelle passen und dann ein Rasanter Nockenwellenabrieb stattfindet.


Hydrostößel fressen Leistung

Hydrostößel sind etwas Schwerer als feste Stößel. Dadurch müssen die Stößel ja mit etwas höheren Kräften bewegt werden.
Das stimmt grundsätzlich schon, ist aber bei unseren Drehzahlen absolut unerheblich.
Wenn man einen Rennmotor baut, der mit über 10.000 UPM dreht hat das Einfluss.
Aber nicht bei Motoren die mit maximal 5.400 UPM bewegt werden.
Da liegt die benötigte Mehrleistung für die Hydros bei der zweiten Nachkommastelle.
Und ob nun jemand 0,01PS mehr oder weniger hat und das merken will...

Man muss Hydros vor dem Einbau nicht entlüften
Das kann man probieren, wird aber niemals in der Mitte des Arbeitsbereichs der Hydros landen.
Es gibt aus gutem Grund kein einziges Dokument von VW wo das beschrieben wird.

Ich hoffe ich konnte einmal Licht in die Dämmerung bringen.

Viele Grüße
Thomas
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langhansen
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Re: [Workshop] Hydrostößel Grundeinstellung

Beitrag von langhansen »

Hallo Thomas,

sehr informativer Workshop, bei dem Du gleich auch mal mit den "Hörensagen" aufräumst.
Beim nächsten Mal, wenn mir einer meiner Hydros bei der Daumenprobe verdächtig vorkommt,
werde ich Deinen Workshop zur Anwendung bringen 👍😊

VG Andreas
Träume sind zum Leben da :wink:
unimog2010
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Re: und gleich die Nachfrage "oder mehrere Monate...

Beitrag von unimog2010 »

Moin Thomas,

super Beitrag. Danke.

In dem FAQ Bereich schreibst du, dass Hydros klappern, wenn etwas kaputt ist
oder der Motor mehrere Monate gestanden hat
. Meine Hydros klappern ein paar km, wenn der Bus lange gestanden hat. Wenn er nur ein paar Tage stand tritt das Problem nicht auf. Kann ich daher mutmaßen, dass die Hydros soweit okay sind und kein Handlungsbedarf besteht?

Gruß

gregor
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Micha*098
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Re: [Workshop] Hydrostößel Grundeinstellung

Beitrag von Micha*098 »

Hi Gregor,

ja das ist soweit normal..

Was fährst du für eine Öl Viskosität? Evtl hilft es ein dickeres Öl zu fahren, dass die Hydros nicht so leicht leerlaufen
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Norbert*848b
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Re: [Workshop] Hydrostößel Grundeinstellung

Beitrag von Norbert*848b »

… mal so eine Idee. :idea:
Bei unseren seinerzeitigen E-Kadett und Astra hatte ich beim Ölwechsel immer das liqui moly hydrostößel additiv hinzugefügt.
Nach Standzeiten von bis zu einer Woche hat da auch noch nichts geklappert im Gegensatz zu vorher "ohne".
Bloß wenn wir nach 3 Wochen Urlaub mit dem Bus zurück kamen, dann war da etwas hörbar.
Ich wüsste jetzt nicht, ob man da Vergleiche anstellen kann.
Hat schon einmal jemand das genannte Additiv im luftgekühlten VW-Motor ausprobiert und Besserung festgestellt?
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
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