Hallo brighty,
wenn man in einem Auto- oder Motorradforum eine verbale Massenschlägerei inszenieren will, dann startet man am besten einen Öl-Thread. Bei Motorrädern tut's manchmal auch ein Reifen-Thread, aber Öl, das funktioniert immer!

Meine Meinung (also höchst subjektiv):
- Ein Leichtlauföl ist für den Bulli definitiv nix! Aber jetzt, zum Einfahren ist es vielleicht garnicht mal so verkehrt und nach spätestens 1000km kommt die Plörre ohnehin wieder raus.
- Viele Käferfahrer sind mit ganz normalem 10W40 oder 15W40 zufrieden.
- Wenn der Bus bestimmungsgemäß für Langstrecken benutzt wird und zum Brötchenholen noch was anderes in der Garage steht, dann empfehle ich jedoch 20W50. Das benutze ich auch selbst. Bei den BMW-2V-Boxer-Fahrern gibt's immer wieder die Diskussion, daß BMW für diesen Motor (der dem VW-Boxer ja nicht unähnlich ist) nur die API-Klassen SG und SH freigegeben hat (die mittlerweile wirklich nur noch schwierig zu beschaffen sind). Die aktuelle Klasse für Ottomotoren ist glaube ich SJ. Der Hintergrund ist, daß bei dem schweren Ventiltrieb vor allem an den Kipphebeln und Stösselstangen enorme Flächendrücke erreicht werden, die bei modernen Motoren so eigentlich nicht mehr vorkommen. Bei den Klassen oberhalb von SH wurden gewisse Hochdruckadditive (v.a. Zinkverbindungen) eliminiert, weil sie den Abgaskatalysatoren zugesetzt haben.
Wenn du des Englischen mächtig bist und einen genügenden Vorrat an Chips und Bier zur Verfügung hast, kannst du unter nachfolgendem Link alles Wesentliche dazu erfahren:
http://www.airheads.org/content/view/224/98
Was den VW außerdem von "richtigen Autos" unterscheidet, ist die Luftkühlung. Aufgrund derer erreicht er deutlich höhere Öl- und Bauteiltemperaturen als ein Motor, bei dem das ganze Drumherum qua Kühlmedium auf ca. 100°C gedeckelt ist. Die Folge sind größere Wärmedehnungen, es ist ein größeres Kolbenlaufspiel notwendig und die Lagerspalte "atmen" stärker als bei einem wassergekühlten Motor. Das ist das Hauptargument gegen Leichtlauföle und für die zähflüssigere Brühe.
Noch mal zur BMW zurück: Ich habe eine R100GS, die ich aus vierter Hand gebraucht gekauft habe und mit der ich gewiß keinen schüchteren Umgang pflege, beim Kilometerstand von 100.000 überholt und bei einer sehr renommierten Firma tunen lassen. Die ganzen Arbeiten am Motor habe ich dieser Firma übertragen, denn die mußten hinterher auch dafür gerade stehen. Was der Motor auf seinen ersten 40.000 km an Wartung und Pflege und Öl genossen hat, entzieht sich meiner Kenntnis, aber es gab genügend Hinweise dafür, daß nicht immer alles sonderlich fachmännisch erledigt worden war. Bei mir wurden die Ölwechselintervalle mal gleich von den vorgeschriebenen 7.500km auf 10.000 km gestreckt und das 20W50 beziehe ich billigst in 20l-Kanistern vom Landmaschinenhandel um die Ecke. Der einzige meßbare Verschleiß nach 100.000km waren etwas abgetragene Nockengipfel, die etwa 0,3mm Ventilhub eingebüßt hatten. Das ist ein typischer Leerlaufverschleiß, der beim Warten an der Ampel passiert und absolut nichts mit dem Fahrstil zu tun hat. Meine Wartungsintervalle habe ich auch an dem sauteuren, neuaufgebauten Motor so beibehalten und er ist jetzt schon wieder über 60.000km so gelaufen.
Ein 20W50 wirst du weder an der Tanke, noch im Supermarkt noch im Autoteilehandel so ohne weiters bekommen. Erhältlich ist es bei Motorradläden (z.B. Louis oder BMW- oder Harley-Davidson-Händlern) oder eben im Landmaschinenhandel. Und wenn du dir mal anguckst, was so ein Traktor kostet, dann ist etwas Vertrauen in das dort angebotene Öl wohl gerechtfertigt. Falls du es bestellen mußt, kannst du mal gucken, ob du ein Öl speziell für Diesel- oder Turbo-Dieselmotoren bekommen kannst (also API-C? ohne S- oder mit niedriger S-Spezifikation). Diese Öle enthalten nach wie vor dieses Zink-Hochdruck-Dingsda. Näheres steht in dem verlinkten Artikel von snowbum.
Gruß,
Clemens