Türen-Reha

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Wolfgang T2b *354
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Türen-Reha

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo allerseits,

ich hatte ja vor einigen Wochen hier erwähnt, dass ich meine Türen komplett renoviert habe und das ich das Thema noch ’mal sauber zusammenschreiben werde.

Hab’ ich jetzt getan.

Mein Bus ist mit 34 Jahren eigentlich schon über die Midlife-Crisis hinaus und die aktuellen Zipperlein sind wohl eher Altersgebrechen. Da er schon im zarten Alter von einem Jahr durch die Sahara gequält worden ist (Kinderarbeit :motz:), stand jetzt die Frage im Raum: noch einmal aufhübschen und weiter malochen lassen oder in Rente schicken und einem jüngeren Platz machen.

Ok, die Frage war in Wirklichkeit natürlich keine, denn die hatten wir uns beantwortet, als wir ihn vor knapp 20 Jahren nach Südafrika mitnahmen. Und es war eine der richtigsten Entscheidungen, die wir je getroffen haben.

Trotzdem, er nagt unaufhörlich, der Zahn der Zeit. Afrika kann zwar furchtbar staubig und trocken sein, aber auch das ganze Gegenteil. Manchmal so feucht, dass sogar die Innenverkleidung nach wenigen Tagen zu schimmeln begann.

Doch nicht nur der rostige Zahn nagt, sondern auch Afrika selbst, und zwar in Form von Schlaglöchern, felsigen Pisten, tiefem Sand, dornigen Büschen und Insekten, die ein Zuhause suchen.

Man mag die Konsequenzen aus all diesem einfach Patina nennen. Oder Charakter. Oder eigene Lebensgeschichte. Doch wir haben uns entschlossen, einen Teil der Zeitzeichen wieder rückgängig zu machen. Botox für den Bus :mrgreen: oder anders: Generalsanierung! Und zwar im laufenden Betrieb, denn wir können den Bus nicht einfach ein Jahr aus dem Verkehr ziehen. Deshalb gibts vor und nach jedem Urlaub ein paar Schrauberwochen. Da wir jedes Jahr drei bis sechs Monate mit dem Wagen unterwegs sind, geht das nicht anders (ok, ok, es gibt Schlimmeres im Leben).

Den Anfang sollen die Fahrerhaustüren machen. Es handelt sich im übrigen um einen zum Camper umgebauten Kombi, Typ 23, 50 PS vom Mai 1978. Mit nicht-silbernen Felgen und lackiertem Schiebetürbügel (Klaus, Du musst jetzt stark sein :wink:)

Der Ablauf der Geschichte ist der Gleiche wie immer in solchen Fällen: sich am Samstag Nachmittag mal schnell entscheiden, übers Wochenende ein kleines Rostloch in der Tür zu beseitigen und in den nächsten vier Wochen gibt es keine Langeweile mehr.

Hier nun der erste Akt, die Genesung der beiden vorderen Türen. Da es mehr Bilder sind, als in einem Post erlaubt, habe ich alles der Einfachheit halber als PDF zusammengestellt.

Nun denn. Vielleicht hilft’s ja dem einen oder anderen.

Schöne Grüße

Wolfgang
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boggsermodoa
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Re: Türen-Reha

Beitrag von boggsermodoa »

:surprised: :gut:

Ich glaube, ich würde dieses Pferd ja einfach weiter reiten, bis es so in Fetzen ist, daß entweder der Abschied nicht mehr weh tut oder sich ein Museum dafür interessiert.
:unbekannt:

BTW: Diese ominösen Luftschieber in den Türen, haben die eigentlich nur bei mir keinerlei Effekt oder sind die per se funktionslos?

Gruß,

Clemens
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Harald
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Türen-Reha

Beitrag von Harald »

Ein verregneter Samstag und ein Blick in's Forum - oha, von Wolfgang liest man immer gerne.

Und dann sowas. Toll Wolfgang - richtig toll. 14 Seiten Wörgschob - geil! Und nett zu lesen. Nach dem tollen Intro da oben geht es richt "saftig" weiter, klasse!

N Bild von der fertig lackierten Außenseite hätte mich mal interessiert. Vor Jahren hatte Oldtimer Praxis oder Markt mal nen Test zu den elektrischen Sprühpisten angekündigt, gekommen ist der - glaube ich - nie.

Und Clemens: zu den Schiebern frag doch mal René. Der hat doch monatelang gerätselt, weshalb es so pfeift ;-)

Grüße
Harald
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Wolfgang T2b *354
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Re: Türen-Reha

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo
danke für die Blümchen. Bisher habe ich hier mehr Tipps abgegriffen als angeboten. Da war dann auch mal was fällig.

@Clemens
boggsermodoa hat geschrieben:Ich glaube, ich würde dieses Pferd ja einfach weiter reiten, bis es so in Fetzen ist, daß entweder der Abschied nicht mehr weh tut oder sich ein Museum dafür interessiert.
das haben wir auch mal durchdacht, aber ich schaff’s nicht, wenn’s irgendwo rumpelt und quietscht, einfach wegzuhören. Außerdem hab’ ich ja auch ein wenig Zeit zur Pferdepflege. Und um ehrlich zu sein, mir macht das sogar Spaß, dem Gaul wieder auf die Hufe zu helfen. Meistens jedenfalls. Wirtschaftlich vernünftig ist das sicher nicht, aber es hat ja auch nichts mit Vernunft zu tun, so ’ne olle Blechkiste zu fahren.
boggsermodoa hat geschrieben:Diese ominösen Luftschieber in den Türen, haben die eigentlich nur bei mir keinerlei Effekt oder sind die per se funktionslos?
Jau, sie wirken, wenn auch sehr dezent. Sie reagieren empfindlich auf die Stellung der vorderen Türkanten zur Fahrzeugfront. Ich hatte mal meine Fahrertür falsch eingestellt, sie war an der Scharnierseite deutlich zu weit außen. Normalerweise saust der Fahrtwind an dieser Stelle mit hoher Geschwindigkeit vorbei und produziert damit zwangsläufig einen Unterdruck, der ausreicht, um die Luft aus dem Innenraum zugfrei nach außen zu ziehen; gegebenenfalls durch den Schieber daran gehindert. Bei meiner Tür war’s umgekehrt, da wurde der Fahrtwind von der vorderen Türkante mit deutlich hörbarem Pfeifen eingefangen und hat die Tür regelrecht aufgeblasen. Nach einer sauberen Justage ist die Luft wieder richtig herum geströmt.
Unabhängig von der Entlüftung des Fahrgastraums hilft die Durchströmung der Tür auch, sie innen trocken zu halten. Sonst wäre das Rostbiotop wahrscheinlich noch schlimmer.

@Harald
Harald hat geschrieben:N Bild von der fertig lackierten Außenseite hätte mich mal interessiert. Vor Jahren hatte Oldtimer Praxis oder Markt mal nen Test zu den elektrischen Sprühpisten angekündigt, gekommen ist der - glaube ich - nie.
Harald
Das Thema ist, wie viele andere auch, wohl nicht frei von Weltanschauung. Der eine fotografiert mit einer 12 MB-Nikon-Spiegelreflex und ist zufrieden, der andere mit einer Handyknipse und ist es ebenfalls.

Für Profis sind die luftlosen Dinger wohl eher Kinderkram. Doch sie haben den Vorteil der Handykameras: sie kosten nicht viel, sind schnell einsetzbar und unkompliziert zu handhaben. Und das Ergebnis? Mit einer Luftpistole kann selbst ein mittelbegabter Lackierer ein top Ergebnis hinkriegen. Die Luftlosen nehmen sehr viel schneller übel, hier ist der Grat zwischen zu wenig und zu viel ziemlich schmal. Doch wenn man ihn trifft (und entsprechend viel Lehrgeld bezahlt hat), kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen.

Ich will zwar eine ordentliche Lackierung ohne Läufer und Pickel haben, doch sie muss nicht auf einem Beauty-Contest antreten. Zudem wollen auch afrikanische Dornenbüsche etwas Bleibendes in ihrem Leben hinterlassen, zur Not halt Kratzer in unserem Lack. Denen ist es wurscht, ob ich luftig oder luftlos lackiert habe, Hauptsache der Lack sieht gut aus, damit der Kratzer auch 'was hermacht.

In der oberen Hälfte haben wir noch den Erstlack, in der unteren ist’s jetzt der Viertlack.

Fotos von der fertigen Tür kann ich erst im August machen. Ich hab ja noch die Hälfte der Streifen vor mir. Außerdem arbeite ich mich aus praktischen Gründen sektionsweise vor. Vordere Türen und Heckklappe sind die ersten, der Rest kommt so nach und nach.

Noch unfertig sieht's so aus:
DSC00302a.jpg
DSC00289a.jpg
Schöne Grüße

Wolfgang
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mucks
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Re: Türen-Reha

Beitrag von mucks »

Mensch das passt ja gut. Ähnliches steht mir auch bevor, wenn auch nicht ganz so umfangreich. Ich glaube, schweissen muss ich nicht aber dazu kommt es ja bekanntlich schneller als man denkt :D

Ich habe überlegt die Innenseite der Türverkleidung mit Owatrol zu behandeln. Das eignet sich laut KSD auch zum Holzschutz und verhindert das Eindringen von Wasser. Oder hat da jemand Einwände?

Tausend Dank für den Workshop!
Marijan
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Harald
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Türen-Reha

Beitrag von Harald »

Wolfgang T2b *354 hat geschrieben:Bisher habe ich hier mehr Tipps abgegriffen als angeboten. Da war dann auch mal was fällig.
Das ja mal Unsinn. Deine Reise- und Erfahrungsberichte aus Afrika sind mit das Beste, was es hier gibt! Zumal sie ja aus der Echtzeit sind. Die anderen Abenteurer, die was zu erzählen haben, hatten ja seinerzeit nix anderes. Bei Dir ist spannend, daß man den Eindruck hat, Du könntest auf was Moderneres umwechseln - willst es aber wohl nicht ;-)

Grüße
Harald
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Rolf
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Re: Türen-Reha

Beitrag von Rolf »

Hallo Wolfgang

super Beitrag, kommt mir echt gelegen, da unser Bus an der selben Erkankung leidet.

Gruss
Rolf
Gruß aus dem Bus Rolf
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Wolfgang T2b *354
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Re: Türen-Reha

Beitrag von Wolfgang T2b *354 »

Hallo,

@Marijan
mucks hat geschrieben:Ich habe überlegt die Innenseite der Türverkleidung mit Owatrol zu behandeln. Das eignet sich laut KSD auch zum Holzschutz und verhindert das Eindringen von Wasser. Oder hat da jemand Einwände?
sorge lieber dafür, dass das Wasser da bleibt, wo es hingehört, nämlich durch eine ordentlich montierte Folie von der Türpappe getrennt.
Egal, was Du auf das Holz aufträgst, das Wasser findet einen Weg ins Innere, spätestens an den Kanten. Das ist ja auch kein gewachsenes Holz wie bei Deinem Terrassentisch, sondern es sind mit Klebstoff zusammengepappte Fasern. Die hassen Wasser.

@Harald
Harald hat geschrieben:Bei Dir ist spannend, daß man den Eindruck hat, Du könntest auf was Moderneres umwechseln - willst es aber wohl nicht ;-)
Jau, der Eindruck täuscht nicht. Wenn wir uns in Europa herumtreiben würden, dann hätten wir wohl für den harten Urlaubsgebrauch allein aus Gründen der Umweltfreundlichkeit auf ’was Modernes gewechselt. Aber da unten? Wir sind auf den letzten fast 200.000 km nie auf fremde Hilfe angewiesen gewesen, sondern haben statt dessen mehrfach moderne High-Tech-Geräte auf dem Weg in die Klinik begleitet oder ihnen unterwegs geholfen. Leider ist das keine Garantie für die Zukunft, aber ich habe zumindest die Hoffung, dass unsere einfachen Kisten leichter wieder flott zu kriegen sind als die Steuergeräte und Bordcomputer der modernen Autos.

Na ja, dazu kommt natürlich auch, dass ich inzwischen jede Schraube mit Vornamen kenne. Bei einem modernen Auto muss ich mich weitgehend auf die Kompetenzen und Messgeräte Dritter verlassen. Das wär’ ja auch kein Problem, aber bitte nicht im Busch ...

Bliebe noch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Wir müssen pro Jahr 3-4000 Euro für das Fahrzeug hinlegen. Alles inklusive, also Sprit, Zoll, Steuern, Versicherungen, Unterstellen, Reparaturen, Abschreibung, Öl, auch mal ein neuer Motor oder ein Getriebe und weitere tausend Kleinigkeiten (aber kein TÜV :mrgreen:), bei 15.000 km/Jahr und nicht sehr rücksichtsvollem Einsatz. Wie viel muss man für moderne Fahrzeuge unter diesen Bedingungen rechnen? Die Service- und Ersatzteilpreise, die wir hin und wieder hören, klingen nach einer anderen Größenordnung.

So, jetzt habe ich ganz rational und nüchtern begründet, warum eine letztlich rein emotionale Entscheidung so und nicht anders fallen musste.

@Rolf
na, dann hau rein. Ich bin ab nächste Woche auch wieder dran und will noch die Heckklappe fertig machen. Und die Schiebetür. Und das Heck. Und ...

Schöne Grüße

Wolfgang
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