Dämmwolle...

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soerwe
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von soerwe »

Moin!

Ich habe mich im Dachbereich bewusst gegen den X-Treme Isolator entschieden.

Ein sehr kurzer Exkurs in den Hausbau:
Die warme Innenraumluft beinhaltet Feuchtigkeit. Sie steigt nach oben und wandert entsprechend dem Temperaturgefälle durch die "Bauteile" nach aussen. An der Stelle, an der es der erwärmten Luft zu kalt wird, "lässt sie das Wasser los", so dass es kondensiert.

Dampfbremse:
Eine Dampfbremse ist Bestandteil eines "diffusionsoffenen Konstruktionsaufbaus", d.h. dass die erwärmte Luft mit der Feuchtigkeit langsam auf das Bauteil/die Konstruktion einwirken kann und - theoretisch bzw. laut Berechnung - auch wieder ausdiffundieren wird.

Dampfsperre:
In der Theorie soll eine Dampfsperre die Feuchtigkeit - die in der erwärmten Innenraumluft enthalten ist - "abfangen", also "im Raum belassen". Hierzu wäre eine sorgfältige Ausführung zwingend notwendig. Das funktioniert in der Praxis so gut wie nie...
Zurück zum Bus.
Ausgangssituation: T2b Westfalia, Dachhimmel aus Holz, darunter (schwarz/graue)-Mineralwolle. Zustand Dach, TOP!
Diesen "Dachaufbau" würde ich "apfel-birnen-technisch" so interpretieren: Die Holzplatten des Dachhimmels übernehmen die Funktion einer Dampfbremse. Die warme Luft mit der Feuchtigkeit kann auf die gesamte Fläche und deren Aufbau einwirken. Die Mineralwolle nimmt die Feuchtigkeit gleichmässig auf und gibt sie - je nach Temperaturverlauf und Lüftungsverhalten -irgendwann wieder ab (diffundiert aus). Die Konstruktion des Daches ist meiner Meinung nach hinsichtlich einer "Querlüftung" oberhalb der Holzplatten ideal.
X-Treme Isolator
Der X-Treme Isolator hingegen übernimmt auf Grund seiner Beschaffenheit die Funktion einer (schlecht ausgeführten) Dampfsperre. Die grosse X-Treme-Fläche lässt die feuchtwarme Luft nicht durch - ist also vermeintlich "sicher abgesperrt". Doch an den Randbereichen oder an evtl. Fehlstellen - also den im Verhältnis zur Dachfläche relativ kleinen und ungedämmten/kalten Flächen - ist der Dampfdruck nun so hoch, dass die feuchte Luft genau dort hinwandert, durchgeht und am Blech kondensiert. Es bilden sich also "Pfützen". Ob es da nun - wie in der Dachkonstruktion eines Hauses - zu einem dauerhaften Schaden kommen kann/wird, vermag ich nicht zu sagen. Ich denke eher nicht (sofern das Blech nebst der Falze und Nähte an diesen Stellen vor Feuchtigkeit dauerhaft geschützt ist bzw. der Lack an diesen Stellen noch in Ordnung ist...)

Mir persönlich ist jedenfalls unwohl bei dem Gedanken, dass das (nicht zu vermeidende) kondensierende Wasser sich auf so kleinen, nicht kontrollierbaren Flächen immer wieder ansammelt. Dann habe ich lieber eine grosse "einheitlich reagierende" Dachinnenseite, auf der sich die Feuchtigkeit relativ gleichmässig verteilen und somit auch relativ gleichmässig wieder abtrocknen kann.

Im Hausbau halte ich nichts von Dampfsperren oder Dampfbremsen. Ich plane meine Gebäude so, dass der anfallenden Feuchtigkeit immer genügend Material, wie Lehm- oder Kalkputz zur Verfügung steht. Diese Materialien sind in der Lage Feuchtigkeit aufzunehmen und sie wieder abzugeben - Schäden an der Bausubstanz werden vermieden. Aber ich schweife ab... im Bus ist das ja leider nicht umsetzbar :stupid:

Soweit das Wort zum Gründonnerstag.

Gruss
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Moin,

ich habe bei uns im Bus auch den Extrem Isolator verwendet.
Bin da aber eher der Meinung das Glaswolle eigentlich die bessere Wahl gewesen wäre.

Pro Extrem Isolator:
- lässt sich klasse verarbeiten
- Staubt nicht ist ist von daher Besser für die Lunge

Kontra Extrem Isolator:
- Auf dem mit Fett konserviertem Blech kann ich das Zeug nicht verkleben. Es bildet sich also zwangsweise Feuchtigkeit dahinter
- Die Feuchtigkeit kommt nun extrem schlecht wieder da raus.
(Hat schon mal jemand Wasser in seiner Uhr gehabt? Das kommt da irgendwie rein, aber nie wieder raus...)
- Es ist absolut unmöglich eine dichte Dampfsperre anzubringen. Von daher ist die diffusionsoffene Bauweise eigentlich besser

Nun zur Glaswolle, ich kann mir nicht vorstellen, das der Taupunkt in der Mitte der Glaswolle liegt.
Es wird immer noch genug Feuchhtigkeit über bleiben, um an der Bordwand zu kondensieren.
Sprich man sollte etwas für die Konservierung der Flächen machen.
Aber wie schon bei den Vorrednern festgestellt wurde:
Die Bereiche hinter der Glaswollisolierung ist eigentlich keine Rostproblemstelle.
Also kann diese Glaswolle nicht so falsch sein.
Das ist halt nur etwas Sauerei bei der Verarbeitung.

Viele Grüße,
Thomas
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Sgt. Pepper
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von Sgt. Pepper »

Moin,
ich sehe das ziemlich ähnlich...

Habe bei mir ebenfalls wieder Glas, bzw. Steinwolle genommen (so genau weiß ich das nicht mehr).
Vorher alles schön mit MS eingesaut und die Wolle nicht zu fest zwischen den Verkleidungen und Außenhaut verarbeitet.

Ich denke auch, dass man eine Kondensation nicht verhindern kann, denn das Wasser findet immer einen Weg in die Hohlräume
insbesondere wenn es nirgendwo anders kondensieren kann. Eine kalte Fläche findet sich demnach einfach woanders.
Daher lieber an bekannten Stellen kondensieren lassen, die man gut im Vorfeld Konservieren kann als dass es sich irgendwo
an Falzen oder Hohlräumen in größeren Mengen ansammelt und nicht abfließen oder verdunsten kann.

Aber wie so vieles ist es natürlich auch eine wenig eine Glaubensfrage. :roll:
Die alte Wolle hat, ohne das irgendwas konserviert war, auch ihre 20 Jahre im Alltagsbetrieb gehalten.
Heute steht der Bus zu 90% des Jahres trocken und wird nur noch bei gutem Wetter gefahren und
im Sommer bewegt. Da sollte das also noch eine ganze Weile halten.

Gruß Stephan
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boggsermodoa
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von boggsermodoa »

Tanjas&Thomas_T2b hat geschrieben:Von daher ist die diffusionsoffene Bauweise eigentlich besser
"Diffusionsoffen" würde ja heißen, daß die Feuchtigkeit hindurchdiffundieren kann, was ja am Blech scheitert. Am Zeltbalg eines Aufstelldaches funktioniert das hingegen und nach meiner Erfahrung gibt's in solchen Autos auch weniger Feuchtigkeit als z.B. in 'nem Hochraumkasten, wenn beide intensiv bewohnt werden. Der Dachaufbau mit offener Steinwolle hinter Sperrholz hat mich im Westy zunächst auch verwundert, noch viel mehr, als ich keinerlei Rost dort vorgefunden habe. Da in der Hinsicht jedoch alle das Gleiche berichten, scheint er aber offenbar zu funktionieren. Das wohl deshalb, weil eingedrungene Feuchtigkeit auch irgendwann mal wieder abtrocknen kann. Mit X-Treme-Isolator (geschlossenzelligem PU-Schaum) habe ich selbst keine Langzeiterfahrung, aber wenn Hersteller wie Reimo das Zeug seit nunmehr 30 Jahren empfehlen, kann es eigentlich auch nicht unbedingt verkehrt sein. Es ist ja auch nicht so, daß alle Luftfeuchtigkeit an irgendwelchen Fehlstellen kondensieren würde, sondern nur der Anteil, der in dem bisschen Luft enthalten ist, das dort hingelangt. Und wenn die dort hin gelangt, dann gelangt sie auch wieder weg und die Stelle kann austrocknen.
Benutzername hat geschrieben: Ich plane meine Gebäude so, dass der anfallenden Feuchtigkeit immer genügend Material, wie Lehm- oder Kalkputz zur Verfügung steht. Diese Materialien sind in der Lage Feuchtigkeit aufzunehmen und sie wieder abzugeben - Schäden an der Bausubstanz werden vermieden.
Wenn an Zuladung und Innenraum noch was übrig bleiben soll, verbieten sich leider solche Maßnahmen im Bus. :wink: Aber auch im Haus sind die Kapazitäten da endlich und die Schicht dient nur als Puffer. Man kann die Feuchtigkeit nicht endlos speichern, sondern muß sie abführen. Am Haus findet sich da immer was, aber 'ne Blechkarosserie ist halt nun mal dicht. Zurück zu den beiden o.g. Methoden wäre die Speicherfähigkeit von PU-Schaum dann Null, von Steinwolle größer Null, ohne daß die Bäume jedoch in den Himmel wachsen würden. Das A und O ist also hüben wie drüben eine ausreichende Lüftung, je kälter es ist und je mehr Leute drin wohnen und schlafen, um so wichtiger.

Gruß,

Clemens
Chrillu
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von Chrillu »

Mit was wurde denn der Westfalia Bus vom Werk aus gedämmt?
Welches Material war denn hinter den Dachhimmeln verbaut? So eine Art Kokosmatte?
Eine Musterlösung scheint es ja nicht zu geben.
Ich habe jetzt über dieses Thema Camper Dämmung so viel gelesen und war am Anfang total von Extreme Isolator begeistert, dennoch kann ich nachvollziehen dass das Kondenswasser ja irgendwo hin muss.

Was habt ihr bei euren Campern gemacht und wie ist euer Fazit?
Turbopaule
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von Turbopaule »

Ich bin auch am Überlegen mit was ich meinen Bus dämmen soll.

Aber Glaswolle kann ja nicht so schlecht sein wenns schon 30 jahre drin war und kein rost an den seitenwänden gab.

Was sollte man am besten nehmen?



Paul
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Polle
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von Polle »

Scheiß auf Steinwolle. Weil Wassserspeichernd. Nimm wenigstens Styrophor. Weil geschlossenporig. Besser ist wirklich Extremisolator.
Wenn Steinwolle, dann wenigsten mit ner Folie gegen Feuchtigkeit abgedichtet.

Meine Meinung.
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chribee
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von chribee »

Ich habe bei mir die komplette Mineralwolle rausgeschmissen und gar nichts mehr reingepackt. Habe bisher keinerlei Unterschied gemerkt, weder thermisch noch akustisch, bin aber auch nicht im Winter unterwegs. Die stehende Luft dämmt m.E. für meinen Zweck ausreichend. Wenn sich Kondensat bildet, läuft es halt hab und tropft unten wieder raus bzw. sammelt sich erst mal auf dem Fett der Hohlraumversiegelung. Rosten wird´s aber so oder so wieder.... :?
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patrickp
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von patrickp »

Ich sitze momentan auch an der Planung der Dämmung.

Hier schonmal eine hilfreiche Seite dazu:
http://www.u-wert.net/berechnung/u-wert-rechner/

Ich melde mich wenn ich mich entschieden habe ;)

Beste Grüße,
Patrick
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Werner*105
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Re: Dämmwolle...

Beitrag von Werner*105 »

Also ich hatte meinen 1978 mit Glaswolle isoliert (Dach, Seitenteile, Schiebetüre, Heckklappe) und jetzt bei der Restauratiopnj ausgebaut: Nirgends Rost in den Flächen!! Habe allerdings damals den kompletten Innenraum vorher mit Rostgrundierung gestrichen.

Ich gehe einfach mal davon aus, daß zu dicht schädlich ist!!

Grüßle
Werner
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