Hallo Freunde der artgerechten Haltung,
das Thema „Schutz des Unterbodens“ hat glücklicherweise nicht das Potenzial zu einer Glaubensfrage à la Tieferlegung, aber letztlich haben 10 Leute 10 Meinungen dazu, weil jeder einen anderen Problemfall vor Augen hat. Es läuft auf die schlichte Frage hinaus: „Was willst Du mit Deinem Bus machen?“ und da hat jeder sehr eigene Vorstellungen.
Zu unseren Saharazeiten habe ich sehr auf das Gewicht geschaut, um nicht ständig Sand buddeln zu müssen (obwohl in der Sahara Sand eher die Ausnahme ist und Geröll und Schotter die Regel). Trotzdem haben wir mehr als genug im Sand gewühlt.
Heute sind wir in einer Gegend unterwegs, in der viel mehr Sand rumliegt als in der Sahara und gleichzeitig ist unser Auto deutlich schwerer geworden. Das höhere Gewicht liegt zum einen daran, dass wir damals 6 Wochen (Camping-)Urlaub gemacht haben und heute einige Monate im Stück im Bus leben. Wir haben viel mehr Gelumpe (Luxus?) dabei, auf das wir kurzfristig locker verzichten könnten, was aber auf Dauer das Leben netter macht. Außerdem ist die früher mal spartanische Einrichtung zu einer echten Wohnung ausgewachsen. Badewanne und Toilette fehlen noch, aber (fast) alles andere ist dabei

. Und damit eine Menge Gewicht. Erstaunlicherweise geht das Fahren im Sand nicht mal schlechter als damals, was wohl auch daran liegt, dass wir heute näher an die technischen und physikalischen Grenzen gehen (müssen) als damals.
Um das Knäuel „Schutz des Unterbodens“ mal aufzudröseln:
Wer in Europa vorwiegend auf festen Straßen und in der Zivilisation unterwegs ist, braucht gar nichts zu machen, der Wagen ist serienmäßig bestens vorbereitet.
Wer sich ab und zu mal ins Gelände wagt und mit unfreundlichen Felsen rechnen muss, tut gut daran, ein paar empfindliche Teile zu schützen (Lenkgetriebe, Getriebe, evtl. Motor, vielleicht auch Unterflurbleche gegen den Dreck).
Wer in der großen Sandkiste spielen will, braucht an sich auch nicht viel mehr. Was hier zählt, sind Bodenfreiheit und fetter Fußabdruck. Bei ersterem ist der T2 gar nicht so schlecht, etliche Geländewagen haben weniger Bodenfreiheit. Und letzteres kann man durch niedrigen Reifendruck erreichen, zur Not runter bis 0,5 bar. Das kostet zwar ersteres, aber ist ungemein effektiv im Sand (wenn man danach gleich wieder aufpumpt!).
Wer nicht quer über Sand- und Kiesebenen fährt, sondern auf gespurten Pisten unterwegs ist, hat ein anderes Problem.
Hier setzt der Wagen immer in der Mitte auf dem Hügel zwischen den Spuren auf. Da hilft es, einen glatten und stabilen Unterboden zu haben, der mindestens bis zum Vorderachstragrohr reicht, außerdem freuen sich Getriebe und Motor über einen Schutz. Der Boden sollte glatt sein, um auch mal ein paar Meter über den Sand rutschen zu können, bis die Räder wieder greifen, und stabil, weil zuweilen das gesamte Wagengewicht auf dem Unterboden lastet. Außerdem sammeln sich in der Pistenmitte gerne die harten Brocken, die dann üblicherweise am vorderen Bodenblech oder an der Vorderachse hängen bleiben.
Meine Empfehlung für diesen Fall: eine kräftige Stahlplatte zwischen den Längsträgern von der vorderen Stoßstange nach hinten. Die kostet kaum mehr als eine Blechstärke an Bodenfreiheit, verändert den Böschungswinkel nicht und räumt zur Not auch den Mittelsteg der Piste frei. Im Ernstfall kann sie den Vorderwagen tragen, wenn die Räder in der Luft strampeln. Doch auch hier gibt es natürlich Grenzen, spätestens dann, wenn man sich mit einem gewachsenen Felsen anlegt.
Der hatte im schwarzen Kreis eingeschlagen (naja, eigentlich war nicht der Fels Schuld, sondern eher der Fahrer

). Und genau da hätte der Lenkstockhebel auf ihn gewartet. Statt dessen hat’s ein paar Schrauben abgeschert, reichlich dickes Blech verbogen und ein Dorfschmied hatte einen Nachmittag zu tun, alles wieder gerade zu dengeln und neue Träger anzuschweißen. Trotzdem hat es natürlich mächtige Kräfte in die Karosserie eingeleitet, was mir allerdings immer noch lieber war, als ein neues Lenkgetriebe einfliegen zu lassen.
Vor ein paar Jahren lag mal ein Lkw vor uns quer auf der Piste und wir mussten auf eine Behelfspiste ausweichen. Plötzlich drückte es den Vorderwagen kräftig nach oben. Eine verdeckte Baumwurzel hatte sich unterm Auto aufgestellt und den Vorderwagen wie ein Wagenheber angelupft. Am Ende kein Problem, aber auch das hätte ich der Bodenwanne aus Büchsenblech nicht zumuten wollen. Eine halbe Tonne Punktlast, dafür ist die nicht gebaut.
Die tiefste Stelle unseres Fahrzeugs ist das untere Vorderachsrohr. Wenn wir damit über das Hindernis gekommen sind, haben Motor und Getriebe nichts mehr zu befürchten. So, wie es Clemens ja auch schon geschrieben hat. Zum Schutz haben wir eine 5mm-Alu-Platte zwischen dem Querträger, an dem der HBZ sitzt, bis unter das VA-Rohr geführt, wo sie vielleicht 10 mm Bodenfreiheit kostet. Das ist das am heftigsten malträtierte und verbeulte Stück Blech an unserem Auto, aber ich kann es relativ leicht mit einem dicken Hammer wieder glattbügeln.
Auf dem Bild kann man ahnen, was es schon mitgemacht hat. Durch die Schräge sorgt es dafür, dass nichts unvermittelt gegen die Achse knallt, sondern dass sich der Wagen wie ein flacher Schiffsbug auf das Hindernis schiebt.
Wer lange Strecken auf Schotterpisten unterwegs ist, wird zusätzlich noch etwas gegen den Steinschlag tun müssen. Die Brocken kommen wirklich überall hin und wenn es nicht die eigenen sind, dann sind’s die vom Gegner (nur auf den ersten Kilometern bremst man wegen des Gegenverkehrs ab, danach siegt die Faulheit

). Der Steinhagel ist auf Dauer schlimmer als jedes Sandstrahlgebläse. Also: Schmutzfänger an allen vier Rädern, den Unterboden möglichst dicht machen (aber nicht zu dicht, damit das Zeug auch wieder raus kann), Schweller zwischen den Rädern schützen, den Freiraum zwischen hinterer Stoßstange und Abschlussblech unter der Motorklappe mit Blechen verschließen.
Zum letzten Punkt: die Geschosse prallen von der Innenseite der hinteren Stoßstange zurück und bombardieren das Abschlussblech unter der Motorklappe, dass nach kurzer Zeit aussieht wie eine Lochstickerei.
Nach einer neuen Lackierung und dem Einbau von Schutzblechen ist bei mir jetzt Frieden eingekehrt.
Na ja, wem das immer noch nicht genug Panzerung ist, der kann auf ein Militärfahrzeug umsteigen, wie wir es kürzlich gesehen haben. Vier-Achs-Acht-Rad-Antrieb, riesige Ballonreifen und einen Leopard-Panzermotor. Verbrauch: ein Liter pro Kilometer. Der kommt schadlos überall hin (darf aber in keinen Nationalpark

).
Zurück zum Bus. Jede Maßnahme hat auch ihre Schattenseiten: Bodenfreiheit, Kühlung, Gewicht, Zugänglichkeit. Letzten Endes ist es immer eine persönliche Abwägung: Nachteile versus Risiko. Da bin ich wohl eher ein Feigling und geh lieber auf Nummer sicher.
So, ich wollt’ ja nur mal schnell ein paar Zeilen schreiben ...
Schöne Grüße
Wolfgang