[Workshop] Empfehlungen für eine erfolgreiche Restaurierung

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Peter E.
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[Workshop] Empfehlungen für eine erfolgreiche Restaurierung

Beitrag von Peter E. »

Basierend auf einer Idee von Clemens a.k.a. boggsermodoa habe ich mal diesen Workshop gestartet

Alle Empfehlungen dürfen und sollen in diesem Thread gerne ergänzt, diskutiert und mit Beispielen versehen werden.

Lass Dir Zeit:

Und zwar von Anfang an:

Bei der Suche nach dem Bus, beim Vorbereiten des Arbeitsplatzes und bei der Restaurierung selbst . Stress und Hektik kannst du auf der Arbeit suchen, das hier ist ein Hobby, entspann dich!

Der Bus muss passen.

Was will ich? Was kann ich? Welche Mittel stehen mir zur Verfügung? Diese Fragen sollte man klären, bevor man sich den passenden Patienten sucht.

Wenn einem der Bus, wie es manchmal so ist, in den Schoß fällt, ändert das natürlich die Ausgangssituation.

Die 3 Fragen aber sollte man sich trotzdem stellen, um die Restaurierung erfolgreich zu ende bringen zu können.

Gutes Werkzeug macht Spaß, schlechtes Werkzeug macht die Finger kaputt.

Das ist wirklich so, denn mit den richtigen Werkzeugen lassen sich auftretende Probleme oft schneller und besser lösen, und das schafft Zufriedenheit und Spaß bei der Arbeit.

Erstmal schlaumachen!

Bevor du etwas tust, solltest du wissen, was du tust.

Klingt einfach, aber zumindest bei mir war es so, dass ich oft einfach erstmal losgelegt habe. Mittlerweile plane ich die nächsten Schritte besser durch, und hole mir die nötigen Informationen z.B. hier im Forum.

Nicht den Überblick verlieren!

Dokumentiere und archiviere das was du zerlegst. Ob das mit Skizzen oder Fotos passiert, ist Geschmackssache, aber wenn du einen T2 komplett in Kisten packen willst, brauchst du genug Regalmeter, Kisten und Tüten. Außerdem Eddings und Etiketten.

Der Rost muss weg, restlos, keine Kompromisse!

Muss ich noch mehr dazu sagen?

Sandstrahlen des Unterbodens:

Macht viel Arbeit und Schmutz, aber danach weiß man, woran man ist.

WICHTIG: das Strahlgut muss aus allen Hohlräumen entfernt werden. Das geht natürlich umso einfacher, je mehr Schweißarbeiten anstehen.

Bei guter Blechsubstanz sollte man daher eher auf Trockeneisstrahlen setzen und nur partiell Sandstrahlen.

Gute Reparaturbleche:

…sind durch nichts zu ersetzen und ihr Geld wert!

Ich habe z.B. einiges 2 mal gekauft, weil ich mir das Geld für die teuren Bleche sparen wollte und dann beim Einpassen verzweifelt bin…

Der Lackierer muss sich Mühe geben:

Über das Thema müsste man eigentlich einen eigenen Thread machen.

Hol dir Empfehlungen, und guck dir 2-5 Jahre alte Arbeiten des empfohlenen Betriebes an.

Egal ob Lackaufbau vom Profi oder „DIY“ in der Garage, Vorarbeiten und verwendete Komponenten sind entscheidend. Hier kann zu viel Zeit- und Kostendruck nach hinten losgehen.

Pulverbeschichten:

Hat sich einfach bewährt, und ist mittlerweile relativ preiswert.

Empfehlenswert besonders für Achsteile und die Motorbleche. Manche Beschichter bieten optional eine Zinkstaubgrundierung an, die zusätzlich schützen soll.

Kleinteile galvanisch behandeln:

Ist günstiger als man denkt und eine verzinkte Schraube gammelt auch nicht so schnell wieder fest. ;)

Achtung: Federstahl kann verspröden.

Die Elektrik ist eine Zünd- und Fehlerquelle:

Wird aber nur selten als wichtig angesehen und bei Restaurierungen oft etwas vernachlässigt. Die Verkabelung im T2 ist auch für einen lernwilligen Laien verstehbar. Also schlaumachen und angehen…

Kein Teil ist unnütz!

Der T2 ist ein Massenprodukt der 70er Jahre, da gab es schon Taschenrechner und rote Stifte, und wenn man irgendwo einen Pfennigartikel hätte einsparen können, dann hätte man das auch gemacht.

Vertraue aber auch nicht blind darauf, wie es beim Auseinandernehmen war, denn vielleicht war in den letzten 30-40 Jahren ja doch mal jemand dran…

Für den T2 finden sich reichlich Infos, Explosionszeichnungen , Teilekataloge usw.

Manchmal braucht man Hilfe

Grade beim montieren von großen Teilen am frisch lackierten Bus braucht´s manchmal mehr als 2 Hände. Also kein falscher Stolz, einfach mal den Grill anschmeißen, dann kommen sie von ganz alleine…
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
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alexos
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Re: [Workshop] Empfehlungen für eine erfolgreiche Restaurier

Beitrag von alexos »

Ich erlaube mir, fortzusetzen!

Es gibt für viele Arbeiten Spezialwerkzeuge:

Zwar ist es so (wohl auch in Deutschland), dass viele kleine VAG Betriebe ihr Spezialwerkzeug der 60er und 70er Jahre im Laufe der Zeit als ökonomisch wertlos erachtet haben, aber: es gibt die ganz grossen VAG Betriebe, die Spezialwerkzeug noch vorrätig haben. In Österreich zB Porsche Wiener Neustadt! Die helfen oft gerne und mit Spezialwerkzeug macht man nichts kaputt. (Speziell und aktuell bei mir: VW 459 zum Einpressen der Traggelenke)
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Rolf-Stephan Badura
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Re: [Workshop] Empfehlungen für eine erfolgreiche Restaurier

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Warum Frage
Eine Resto kostet viel Zeit und Arbeit - wer daran keinen Spaß hat und keine Geduld hat, wird schnell die Lust verlieren. Billiger als eine gutes fertiges Fahrzeug wird so eine Resto auch nur selten (oft aber durch ignorieren und verschleiern der Kosten).

Die Familie / Partnerschaft muss mitspielen
Eine Restaurierung ist ein großes Projekt, das Zeit, Geld und Nerven kostet. Sprecht das mit Euren Liebsten ab und macht einen Plan dafür aus.

QKT - Qualität Kosten Termine
An diesen drei Faktoren zieht Euer Projekt Euch immer wieder in die Knie, den jeder dieser Faktoren beeinflusst die anderen beiden. Macht Euch klar welches Euch dafür wie wichtig ist und welches variabler. Auch wenn es ein Hobbyprojekt ist, setzt Euch eine groben Zeitplan (ich meine nicht in Monaten, sondern Jahren), sonst verliert ihr nach Jahren irgendwann die Lust dran. Wer die Kosten ständig im Griff hat, stockt auch nicht beim Materialzufluss und damit den Arbeiten. Wer seine Qualitätsziele und den Umfang der Arbeiten im Auge behält, verfummelt sich nicht in unwichtigen Details oder macht gefuschtes zweimal... usw.

Platz
Ein Bulli ist kein kleines Auto - Ersatzteile, demontierte Teile und Arbeiten am Fahrzeug fordern einiges an Platz. Für manche bedeutet das auch zusätzliche laufende Kosten.

das richtige Ausgangsfahrzeug
Man kann viel Geld und Zeit sparen mit dem richtigen Ausgangsfahrzeug. Hat der Bulli den passenden Motor zum Einsatzzweck. Sand- oder Eisstrahlen ist teuer und kosten Zeit, deshalb auch beim Kauf drunter schauen - ist nicht bei jedem notwendig. Usw.

Demontage dokumentieren
Es gibt für den T2 zwar einiges an Büchern und online, aber besser man macht eigene Photos, beschriftet alles und packt es ordentlich zusammen. Denn nach vielen tausend Einzelteilen und vielen Monaten vergisst man schnell was wo hin und wie rum gehört... Auch an Kabel beim Abziehen lieber ein Fähnchen mit Text, woran es wo hing.

Nix wegwerfen
Sei es auch noch so vergammelt, erst wegwerfen wenn der Bulli wieder fährt und das alte Teil wirklich nie wieder gebraucht wird. Denn auch wenn es vieles noch gibt, sind es oft schlechte Reproduktionen, die schlechter passen/funktionieren/... als Originale und man froh ist, wenn man dann ein Altteil wieder ausarbeiten kann - oder man das Altteil zum Vergleich hat, warum etwas nicht funktioniert.

Wundermittel gibt es nicht
Wer meint mit Wundermittelchen mit einem Pinselstrich gegen Rost anzutreten, wird sich nach kurzer Zeit wundern mit dem Mittel.
Der Rost muss raus - und dann mit guten Mitteln langfristig ausgebremst werden. Die Baumarkt-Spraydose Rostgrund hilft da aber nicht.

Gutes Material kann Zeit und Geld und Nerven sparen
Obwohl manches vermeintlich auch billiger zu bekommen ist, zahlt man häufig später wieder drauf, weil es nicht richtig passt oder weil es nicht lange hält oder... Manchmal ist es aber nicht einfach zwischen billigen Plunder, guten Ware und überteuertem Schnickschnack zu unterscheiden - da helfen dann Erfahrungen von Schrauberkollegen die Balance zu finden - und dabei lieber auf die Kollegen schauen, die das Hobby schon länger betreiben und das Fahrzeug schon Jahrzehnte fit gehalten wird.

Gemeinschaft & Freunde helfen lassen
Ein Großteil des Weges wird man alleine gehen müssen, aber bei machen Problemen sollte man einfach Hilfe holen und bei Leidensgenossen anklopfen. Beim Motorein- und -ausbau und Scheibeneinbau hab ich mir helfende Hände zusammengetrommelt. Wer gut vernetzt ist, steht mit seinen Restofragen nie allein.

Anmerkung zum Pulverbeschichten bei Peter:
ich bevorzuge bei vielen Teilen weiterhin Lackieren (Fahrwerk, Unterboden, Bremsen, Motorteile) (z.B. mit POR15 Lackaufbau haben sich bei mir seit über einem duzend Jahren am Karmann bewährt). Wenn ich daran gearbeitet habe und etwas abplatzt/abkratzt hätte ich bei Pulverbeschichteten ein Problem, da nicht stellenweise ausbesserbar - beim Lackierten ist es schnell & einfach ausgebessert.

Hier mehr zu meiner Resto: http://www.vw-t2-bulli.de/index.php?de-restoration

Und nun ran an die Bouletten, viel Spaß und viel Erfolg. Man wächst mit seinen Aufgaben :wink:
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