Hallo David,
David hat geschrieben:Was für ein Spiel darf denn vorhanden sein? Ich finde in keinem Leitfaden einen Toleranzbereich wie bei der Vorderachse.
Das Radlagerspiel ist an sich ein Problem à la Keilriemenspannung: wenn man es genau machen will, muss man Aufwand treiben. Das ist, speziell unterwegs, a bissel blöd. Aber genau wie bei der Keilriemenspannung reicht ja ein ungefährer Wert, unsere Autos sind ja keine Sensibelchen.
Ich habe mir deshalb angewöhnt, immer dann, wenn ein Rad angehoben ist (wg. Plattfuß, Radwechsel, ...) gleich einen Schnelltest des Radlagerspiels zu machen. Ich wollte dazu nicht nur mal kurz am Rad wackeln und dann sehr subjektiv feststellen, ob's passt oder nicht, sondern ich wollte einen aussagefähigen und reproduzierbaren Messwert haben.
Ich mache deshalb immer Folgendes:
Rad aufbocken, Maßstab mit Millimeterteilung unter den Reifen auf den Boden legen, Kopf über dem Rad gegen die Karosserie drücken und so verdrehen, dass man genau senkrecht an oberer und unterer Reifenflanke vorbei auf den Maßstab schaut. Das sieht ein wenig spastisch aus, doch es dauert ja nur ein paar Sekunden. In dieser Haltung mit beiden Armen den Reifen oben und unten packen und hin und her bewegen. Nicht mit Brachialgewalt, aber auch nicht mit Samtpfötchen. Mit dem Normwackler sozusagen. Auf dem am Boden liegenden Maßstab kann man ziemlich gut das Spiel ablesen, und das mit ein bisschen Übung sogar auf wenige Zehntel Millimeter genau. Da der Kopf ja fest an die Karosserie gedrückt ist, bewegt der sich auch nicht und das, was man abliest, ist tatsächlich proportional zum Lagerspiel.
Der ganze Spaß dauert eine halbe Minute und die habe ich auch bei einem Plattfuß am Straßenrand.
Messwerte merken oder, altersbedingt, aufschreiben. Erstaunlicherweise kommt einige Tausend Kilometer später meist wieder derselbe Messwert heraus, mit leichter Tendenz nach oben.
Vorne liege ich bei korrekt eingestellten Lagern (Druckscheibe gerade noch beweglich) bei 0,8 bis 1,0 mm. Wenn es in den Bereich von 1,2 bis 1,5 mm geht, stelle ich nach. Dann ist das zu große Spiel an der Druckscheibe bereits deutlich spürbar. Wenn das Lager am Lebensende ist, merkt man das meist nicht am Spiel, denn das kann man ja beliebig verringern, sondern an Vibrationen des Bodenblechs.
Grundsätzlich ist bei mir das Spiel an der Vorderachse immer etwas kleiner als das an der Hinterachse. Konstruktionsbedingt, wegen der Nachstellbarkeit.
Die Lagerkräfte an der Hinterachse sind deutlich größer als vorn, deshalb hat VW auch keine O-angeordneten Kegellager, sondern robustere Zylinderrollenlager verbaut, mit einem Rillenkugellager als Festlager. Diese Konstruktion ist leider nicht einstellbar und hat immer Spiel. Bei neuen Lagern komme ich kaum unter 1,0 mm Spiel, nach einiger Laufzeit sind es meist zwischen 1,2 und 1,5 mm. Auch mit 2,0 mm kann man noch gut fahren, sollte aber einen Lagersatz in petto haben. Beim Rollenlager dürfte man das nahende Ende auch am wachsenden Spiel erkennen. Ich habe jedenfalls noch keines bis zum Brummen drinnen gelassen.
Vielleicht kannst Du anhand dieser Zahlen besser einschätzen, ob an Deiner Lagerung etwas faul ist oder nicht.
Schöne Grüße
Wolfgang