Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden gut

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Dr.Elch
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Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden gut

Beitrag von Dr.Elch »

Hi,

Ich habe einen Typ 4 2,0 Liter mit der 55A Drehstrom Lichtmaschine.
Vor geraumer Zeit fing das generator Lämpchen an zu flackern bei der Fahrt bis es irgendwann dann ständig leuchtete.
Beim Messen fiel die Bordnetzspannung auch stark ab und sie lieferte nur noch knapp unter 13V.

Roch für mich stark nach Kohlen

Also Lima ausgebaut und Kohlen inspiziert. Die waren eigentlich noch wie neu. Allerdings war der Keramikhalter gebrochen, so dass ich den Repariert hatte.
Anschließend hab ich die Lima geprüft. Alle Dioden sperren und öffnen in die richtigen Richtungen. Die Wicklungen hatten keinen Kurzschluss oder Unterbrechung. Kurz um, alles sah ganz cremig aus.

Also wieder zusammen gebaut und eingebaut.

Beim Anschließenden Messen war die Welt auch schon besser: 13,5V Ladestrom. Wenn ich alle Verbraucher anwerfe: immerhin noch 13,0V. Nicht perfekt, aber genug damit die Ladekontrolllampe ruhe gab.

Dennoch wurde ich stutzig. Warum so wenig,wenn doch angeblich alles gut is?

Also das Bordnetz mal auf Wechselspannung gemessen. Und siehe da: 30V Wechselspannung auf dem Bordnetz!

Das verstehe ich jetzt nicht. Wo komm die denn nun her? Die Dioden sind doch in Ordnung. Kann das ein Reglerproblem sein? Welche Ursachen gibt es noch, dass die Spannung nicht gleichgerichtet wird?

Gruß,
Michael
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Norbert*848b
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Re: Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Michael,
Dr.Elch hat geschrieben:Also das Bordnetz mal auf Wechselspannung gemessen. Und siehe da: 30V Wechselspannung auf dem Bordnetz!
Wie misst Du denn die Wechselspannung? Messgerät auf Wechselspannung gestellt und dann z.B. an der Batterie (B+) gemessen? :stupid:
Hast Du einmal eine Vergleichsmessung z.B. an einer Mignonzelle gemacht? (Da sollte man wirklich nur Gleichspannung erwarten dürfen.)
Also, wenn man die Mignonzelle auf Gleichspannung misst, erhält man den erwarteten Wert von 1,5 V. Auf der Stufe Wechselspannung ergibt sich etwas mehr als das doppelte.
Normale einfache und handelsübliche Multimeter sind keine echten Wechselspannungsmessgeräte, da wird diese Spannung (auf den Spitzenwert) gleichgerichtet und zur Anzeige gebracht. Die Kalibrierung der Anzeige erfolgt (auf eine reine Sinusschwingung bezogen) auf den Effektivwert. Somit sind normale Vielfachmessgeräte im Bereich Wechselspannung keine echten Effektivwertmesser.
Zur Begriffserklärung Effektivwert darf ich auf Wikipedia verweisen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Effektivwert
Kommen wir zurück zur Praxis: Wenn man eine Gleichspannung im Bereich Wechselspannung mit einem einfachen Multimeter misst, ist immer ein Messergebnis (wegen der Gleichrichtung) zu erwarten.
Möchte man den "Wechselspannungsanteil" auf der Gleichspannung messen, muss man einen Kondensator dazwischen schalten. Der Wert das Kondensators hängt dabei von der Frequenz der Wechselspannung und dem Eingangswiderstand des Messgerätes ab.

Kann es also sein, dass Du einen Denkfehler gemacht hast?
Dr.Elch hat geschrieben:Beim Anschließenden Messen war die Welt auch schon besser: 13,5V Ladestrom.
Wenn wir uns auf Ladespannung einigen könnten wäre das ganz gut. :wink:
... und bei einem Wert von um die 14 V wäre die Welt dann ganz in Ordnung. :D
Wie man den Regler im ausgebauten Zustand überprüft, habe ich hier einmal beschrieben:
viewtopic.php?f=7&t=20118&p=202614&hili ... en#p202614
Gutes Gelingen :!:

Edit: Eine Gleichspannung kann ich immer wieder gleichrichten und messe immer wieder Gleichspannung. :mrgreen:
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
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Dr.Elch
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Re: Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden

Beitrag von Dr.Elch »

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
T2NJ72 hat geschrieben: Wie misst Du denn die Wechselspannung? Messgerät auf Wechselspannung gestellt und dann z.B. an der Batterie (B+) gemessen? :stupid:
Ja tatsächlich habe ich genau diesen Naiven Ansatz gewählt. Ich kenne mich mich Wechselstrom nicht aus und hab mir da nie weiters gedanken drüber gemacht, dass ich evtl Mist messen könnte. Andererseits wer viel misst, misst Mist.

T2NJ72 hat geschrieben: Kommen wir zurück zur Praxis: Wenn man eine Gleichspannung im Bereich Wechselspannung mit einem einfachen Multimeter misst, ist immer ein Messergebnis (wegen der Gleichrichtung) zu erwarten.
Möchte man den "Wechselspannungsanteil" auf der Gleichspannung messen, muss man einen Kondensator dazwischen schalten. Der Wert das Kondensators hängt dabei von der Frequenz der Wechselspannung und dem Eingangswiderstand des Messgerätes ab.
Die Frequenz ergibt sich aus der Doppelten Motordrehzahl nehme ich an? Denn mit dieser dreht sich ja die Lima. Oder muss ich noch durch 3 Teilen wegen 3 Windungen?
T2NJ72 hat geschrieben:Kann es also sein, dass Du einen Denkfehler gemacht hast?
Davon ist stark auszugehen. :-)
T2NJ72 hat geschrieben: Wenn wir uns auf Ladespannung einigen könnten wäre das ganz gut. :wink:
... und bei einem Wert von um die 14 V wäre die Welt dann ganz in Ordnung. :D
Wie man den Regler im ausgebauten Zustand überprüft, habe ich hier einmal beschrieben:
viewtopic.php?f=7&t=20118&p=202614&hili ... en#p202614
Gutes Gelingen :!:
Ok mir gings essentiell ja nur um die Frage: ist 13,5V ohne Last und 13,0 mit vielen aktiven Verbrauchern noch im Rahmen? Da meine Wechelspannungsmessung ja mist war, gehe ich davon aus dass die Lima in Ordnung ist.
Aber dennoch ist mir bewusst dass 13,5V eigentlich zu wenig sind.
Was du zum Regler geschrieben hast werde ich mir mal noch genauer anschauen und dann an meinem Regler ausprobieren.
Aber ich tu mich dennoch etwas schwer zu glauben dass der Regler Schuld hat. Schliéslich ist die Spannung zu niedrig und nicht zu hoch. Aber vielleicht kansst du da noch etwas zu sagen?

Ich will jetzt halt nicht unnötig ne neue Lima verbauen müssen.
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Sgt. Pepper
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Re: Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden

Beitrag von Sgt. Pepper »

Moin,

wie voll ist deine Batterie? Wenn du vorher schon Probleme mit der Lichtmaschine hattes und die Batterie entsprechend leer ist sind die 13,5V noch voll in Ordnung.
Ausschlaggebend ist, dass die Ladespannung höher sein muss als die Ruhespannung der Batterie, also ein Ladestrom von der Lichtmaschine zur Batterie fließt. Die Höhe des Stroms ist widerum abhängig vom Widerstand der Batterie, der mit zunehmender Ladung größer wird -> Ladestrom nimmt ab, die Spannung steigt an und wir vom Regler auf einen bestimmten Wert begrenzt.

Daher meine ich, dass sich die Literaturangaben auf eine geladene Batterie beziehen.

Grüße,
Stephan
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halbhirn
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Re: Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden

Beitrag von halbhirn »

Um das Ohmisch fertig zu denken müsste man noch den Lade(gleich)strom (mittels geeignetem Messgerät) (Strommesszange) messen, denn den Widerstand der Batterie (Bleiakku) (Ri=5-10mOhm) misst sicher hier (fast) niemand korrekt. :!:
Sonst kommt Mist raus... :wall:

Der Widerstand der Batterie nimmt übrigens mit zunehmender Ladung ab. :schlaumeier:

Was ich sagen will ist: Wenn deine Batterie wirklich schwach ist, kannst du zwar davon ausgehen das die sich den meisten Strom
zum geladen werden krallt. Sicher weißt du es aber erst wenn du weißt dass da ein Strom von Lima zu Batt. (mehrere Ampere) fließt.
Sonst kanns auch am Regler liegen. -> Hier schliesst sich dann der Kreis zur beschriebenen Reglerüberprüfung. :lol:
Grüße,

Axel
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Sgt. Pepper
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Re: Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden

Beitrag von Sgt. Pepper »

halbhirn hat geschrieben: Der Widerstand der Batterie nimmt übrigens mit zunehmender Ladung ab. :schlaumeier:
Nö, sonst würde der Ladestrom immer größer werden (bei konstanter Spannung). Da er aber wegen des kleiner werdenden Potentialunterschieds zwischen Batterie und Ladeanlage abnimmt, wird folglich der Widerstand den die Batterie als Verbraucher bildet größer.

http://www.basytec.de/ladung/ladung.html
Kap. 3.2. beschreibt die Ladung bei konst. Spannung.

Grüße,
Stephan
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halbhirn
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Re: Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden

Beitrag von halbhirn »

Ja, kann man so und so sehen.
Aber stell dir mal vor ne voll geladene Batterie hat einen höheren Widerstand als eine halb geladene,
dann startet doch die volle sicher besser als die halbvolle ?
Wie kann die volle Batterie mit größerem Widerstand mehr Startstrom bringen, als die halbvolle mit kleinerem Widerstand ? :confused:

Aber verzetteln wir uns nicht in den Tiefen des Elektrolytes, wir meinen letztendlich eh das gleiche, und sind uns sicher einig
das eine Batterie kein Ohmscher Widerstand ist. :roll:
Der Themenstarter hat genügend Infos zum hoffentlich erfolgreichen Suchen. :dafür:
Grüße,

Axel
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Re: Lichtmaschine liefert Wechselstrom aufs Bordnetz, Dioden

Beitrag von Dr.Elch »

Meine Batteriespannug ist durchaus schwach aktuell aufgrund des Problems.

Ich messe heute Abend nochmal und lade sie dann komplett auf. Anschließend werde ich mich überraschen lassen, was die Lima hergibt.
Ich hab zur Sicherheit nen neuen Regler und ne neue Lima bestellt.

Damit sollte ich dann hoffentlich bald Klarheit haben. Ich werde berichten :-)
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