Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

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aviator
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Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von aviator »

Hallo liebe IG-ler,

Gab es eigentlich schon mal Bemühungen hinsichtlich "offizieller" Nachfertigungsaktionen der IG?

Ich habe schon den Sammelthread gesehen aber das sind, so scheint es mir, eher individuelle Aktionen, denen man sich anschließen kann, oder auch nicht.

Ich denke als Aufgabe der IG wäre so etwas mindestens so wichtig wie z.B. das Museum.

Es gibt ja wohl einige kritische Teile die es entweder gar nicht mehr oder eben nur in schlechter Qualität zu kaufen gibt. Ein prominentes Beispiel für "gar nicht" wäre das T2A Lenkgetriebe. (Ich bin diesbezüglich in Kontakt mit Bosch Automotive Steering, die den Geschäftsbereich von ZF übernommen haben. Aber als Einzelperson hat meine Stimme natürlich nicht so viel Gewicht).

Ich finde es wäre sehr hilfreich wenn die IG, evtl. auch in Kooperation mit anderen Clubs weltweit und/der mit den großen Teilhändlern (auch weltweit) Nachfestigungen in Originalqualität, ggfs. direkt beim ehemaligen Originalzulieferer anstrengen würde.

Dazu müsste man erstmal den Bedarf klären. Am größten wäre dieser natürlich bei Teilen, die für den Betrieb eines T2 absolut notwendig sind. Ich denke da z.B. an Mechanikteile wie Bremsen- oder Fahrwerksteile. An zweiter Stelle kämen dann z.B. Blech- und Glasteile und weiter hinten Spezialteile, die zwar "nice to have" sind aber eben nicht überlebensnotwendig (für den Bus). Ein Beispiel für letzteres wären so Dinge wie Innenausstattung.

Was haltet ihr davon?

Wie wäre es mal mit einer Liste dringend in guter Qualität benötigter Teilen, am Besten unter Angabe des ehemaligen Originalherstellers soweit bekannt? Aus den Ergebnissen könnte man eine Umfrage machen, die parallel auf den größten Bulli Foren weltweit läuft. Wenn dann der Bedarf mit Zahlen untermauert ist, kontaktiert man (die IG) entweder den Originalhersteller oder andere renommierte Zulieferer, die diese Teile in Originalqualität produzieren können. Wenn dann Mindestproduktionsmengen und Preise annähernd bekannt sind, könnte man mit den großen Teilehändlern über Vertriebspartnerschaften nachdenken. Dies wäre ein Gewinn für die IG, die Szene im allgemeinen und für die Händler. Und letztlich würden auch die Hersteller profitieren, da sie nicht "ins Blaue" investieren und produzieren müssten, sondern der Bedarf in etwa absehbar wäre.

Ist das grundsätzlich eine gute Idee? Wenn ja, welche Teile werden am dringendsten benötigt? Gibt es in der IG jemanden, der sich der Sache annehmen würde? Ich wäre bereit meinen Teil beizutragen.

Stefan
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Rolf-Stephan Badura
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Hallo Stefan,

mal eben irgendein Repro nachfertigen hört sich so einfach an...
Da kann man bevor es richtig los geht schnell mal 6stellig und mehr Geld hinlegen.

Braucht viel Mann-Power, Zeit und Geld... mit Glauben in die Idee und Mut zum Risiko...

Aber wenn Du Spaß daran hast kannst Du ja erst mal den Bedarf abklopfen - und zu welchen Preisen... :wink:

Grüße,
aviator
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von aviator »

Hi Rolf-Stephan,

es geht nicht darum, dass ich unbedingt Spaß daran hätte oder sonst kein Hobby. Nur denke ich der Bedarf ist da und es könnte es wert sein. Es gibt immer tausend Gründe etwas nicht zu tun. Nur so kommt halt nie was zustande.

Ich habe (in meinem beruflichen Umfeld) in den letzten Jahren auch was aus dem Boden gestampft was eigentlich als unmöglich galt (was aber hier extremst off-topic ist und zu erklären den Rahmen sprengen würde). Nur soviel: Es war eine David gegen Goliath Aktion die letztlich erfolgreich war. Deswegen schrecke ich nicht vor anspruchsvollen Aufgaben zurück. Nur alleine würde ich sowas nicht (mehr) durchziehen wollen. Das hat mich schonmal an den Rand eines Burn-outs (nicht der mit den Reifen) gebracht.

Ich möchte nicht Investor werden (Geld in die Hand nehmen) sondern im Idealfall Produzenten und Händler davon überzeugen, dass sich eine Investition lohnen würde. Wir (die IG) wären nur diejenigen, die die Ideen bündeln, den Bedarf analysieren und hoffentlich den Anstoß zur Nachfertigung geben würden.

Wenn es also Interesse und Angebote zur Mitarbeit gäbe und das ganze von der IG unterstützt würde, wäre ich bereit zu versuchen was anzustoßen.

LG

Stefan
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oppener
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von oppener »

Hallo

kann dir dazu folgendes sagen.

Ich arbeite in einem der größten Zulieferer für Gummiprofile im Automobilbereich.

Wir haben zB alle Fensterdichtungen für den Käfer in den 70ern produziert.

Allerdings kann ich dir sagen, das selbst wenn die Werkzeuge bei uns noch vorhanden wären, die Nachfertigung für uns total uninteressant ist.

Bei einem Ford Focus zb. müßen pro Tag 1800 Satz Dichtungen gefertigt werden.

Da heißt, selbst wenn eine Nachfertigung von ein paar Hundert Teilen zusammen kommen sollte, ist das uninteressant, da der Rüstaufwand für die Werkzeuge sehr groß ist und die Teile selbst in 1-2 Stunden produziert werden.
Bei uns ist angestebt, die Anlage einzurichten und dann am besten tagelang nicht mehr abzustellen.
Das wird bei anderen Zulieferern genauso sein.

Alle heutigen Zulieferer sind alle auf große Massen ausgelegt.

Die sind alle froh, wenn keiner(auch nicht unsere Kunden) mit einer kleinen Stückzahl an Teilen zur Nachfertigung/Ersatzteil kommt.

Habe die Käfer Dichtungen mal für mich privat angefragt.

Bei 1200 Satz Dcihtungen wäre mein interner Preis doppelt so hoch gewesen, wie du sie in den Käfershops kaufen kannst.
Ich hätte die Teile also nie verkaufen können.

Gruß Daniel
aviator
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von aviator »

Hi Daniel,

Danke für die Info. Das ist sicher ein wichtiger "Reality Check". Aber ich frage mich dann natürlich: Warum werden manche Teile speziell für alte Autos nachgefertigt? Doch nicht weil es sich nicht lohnt... Die zweite Frage ist dann: Wie viel mehr würde es kosten manche Reproteile statt in schlechter Qualität in top-Qualität zu produzieren. Der Produktionsaufwand ist doch sicher oft ähnlich. Es geht nur um bessere Materialien und Qualitätskontrolle. Oder sehe ich das falsch?

Es muss ja nicht unbedingt ein OEM-Massenhersteller sein. Zumal diese in der Regel von den Fahrzeugherstellern bis auf den letzten Cent ausgequetscht werden, was bei uns ja nicht der Fall wäre.

Gruß,

Stefan
sören *186
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von sören *186 »

Hi,
Deine Initiative in Ehren!
Als erstes Produkt fällt mir der Zieharmonika-Schnulli ein, also der Übergang von Ölmeßstab an Motorblock beim Typ_4 Motor.
Ist immer undicht.
Das Reproteil, das im Verkauf ist, hält ca. eine Saison.
Also, ich würde hier jetzt gleich mal mit 5 Stück die Bestellung starten!

Wer weiß, vielleicht gelingt es Dir!

Grüße von Sören
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oppener
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von oppener »

Hallo Stefan

gebe dir recht.

Die Nachfertigungen die es zu kaufen gibt, sind oft von kleinen Herstellern.
Diese haben aber meist nicht die Originaldaten oder Zeichnungen zur Verfügung.
Auch die Werkzeuge die dort genutz werden sind meist einfacher gebaut.
Dazu kommt, das diese Hersteller nicht an Serienmaterialien herankommen.

Ich habe schon ein paar solcher Hersteller besucht, da wir dort unsere Ersatzteile fertigen wollten, wenn die Großserie eingestellt ist.

Das kannst du gut an den Dichtungen sehen.
Die meisten passen eher schlecht und sind nach einem bis 2Jahren schon wieder rissig.

Deshalb wird die Nachfertigung wohl meist schlechter als das original sein, oder entsprechen teuer, das kannst du zB an den Nachfertigungen von Memminger sehen, gut aber teuer.

Du solltest also eher auf klieinere Firmen zugehen um Nachfertigungen anzufragen.

Viel Glück

Daniel
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Rolf-Stephan Badura
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von Rolf-Stephan Badura »

Hallo Stefan,
Wie viel mehr würde es kosten manche Reproteile statt in schlechter Qualität in top-Qualität zu produzieren. Der Produktionsaufwand ist doch sicher oft ähnlich. Es geht nur um bessere Materialien und Qualitätskontrolle. Oder sehe ich das falsch?
Du gehst davon aus, dass sich da jemand mit der Produktion auskennt und einfach nur das in das Regal greift mit dem billigen Material.
Schon mal dran gedacht, dass da jemand - mal überspitzt - irgendwo im fernen Asien sonst Gummistiefel im Hinterhof produziert und auf einer Import/Export-Messe ein reicher Ami mit Geld wedelt für ein paar "einfache" Autodichtungen... :wink:

Die großen mit Entwicklungs--, Qualitäts- und Testabteilungen kommen bei solche Miniaufträge hohe umzulegender Nebenkosten hinzu - das Material ist da oft nur Peanuts gegenüber Personalkosten und Werkzeugen.
Es muss ja nicht unbedingt ein OEM-Massenhersteller sein.
Zumal diese in der Regel von den Fahrzeugherstellern bis auf den letzten Cent ausgequetscht werden, ...
Ach naja, sooo düster sieht es da auch nicht aus, mach Dir da keine zu großen Sorgen :mrgreen:
Auch die verschenken nix und arbeiten für ihren Profit - und suchen sich auch bessere Aufgabenfelder...

Grüße,
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Peter E.
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von Peter E. »

Ich finde die Initiative sehr gut.
Es gelingt anderen Clubs auch immer wieder für Nachfertigungen in top Qualität zu sorgen.
Bei den geringen Stückzahlen, ist die Fertigungsstraße der Zulieferer aber der falsche Produktionsweg.
Das ist eher was für den Prototypenbau, wo die Autohersteller z.B. mal 25 Getriebe fertigen lassen, um sie vor der Serienfertigung zu erproben.

Mein Vorschlag für eine Nachfertigung, wäre das CP Getriebe. :verweis:

Die IG muss hier doch nichts weiter tun, als einen Beauftragten für Nachfertigungen zu benennen und ihm vielleicht noch eine Emailadresse einzurichten...
Gruss von Peter aus dem Schwentinental
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Norbert*848b
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Re: Nachfertigungsaktionen der IG T2 e.V.

Beitrag von Norbert*848b »

Peter E. hat geschrieben:Ich finde die Initiative sehr gut.
Ich auch. :D
Beim Weiterspinnen des Gedankens stellt sich für mich die Frage, wie da Verbindlichkeiten herzustellen wären, d.h. wie man für verlässliche, garantierte Stückzahlen für die Abnahme sorgen sollte. Das ganze bedeutet letztendlich auch ein gewisses Geschäftsrisiko. Sinnvoll erscheint mir zumindest, (ausgesuchte) engagierte Händler für gewisse Bedarfe zu begeistern, zumal hinter denen auch ein (meist weltweites) Netzwerk existiert.
Ich sehe derzeit häufig amerikanische Initiative, die für Nachbauten/ Austauschteile sorgen, wobei die jeweils erreichte Qualität bekanntermaßen einigen Schwankungen unterworfen ist. Beispiel: Zündanlassschalter, Blinkerschalter (beides China), Motorklappenschloss (allerdings mit Nacharbeiten, made in Taiwan), da scheint es halbwegs geklappt zu haben. Der oftmals erwähnte Gummibalg Ölmessstab (021 119 245) für den Typ 4 Motor stellt das Negativbeispiel schlechthin dar. Offensichtlich mit falschem, unpassendem Material nachproduziert ist das Teil ein einziges Ärgernis. :?
Hier gibt es aber inzwischen ein Repro in Viton-Qualität was besser funzt. :wink:
http://airheadparts.com/vintage-vw-part ... -021119245
http://forums.kombiclub.com/threads/021 ... ows.47466/
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
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