Moin zusammen,
mein erster Beitrag im Bulli Forum, ich hoffe ich kann zur Asbestproblematik in Bulli und Käfer ein bisschen was beisteuern. Mich treibt das Thema schon eine Weile um und ich habe wohl schon sowas wie ein Asbest-Phobie entwickelt, was mich regelmäßig zwar in kleine Panikzustände versetzt, aber ich letztlich doch immer etwas neues herausgefunden habe, was mich und vielleicht auch andere, weiterbringt. Wenn ihr eure Typ4 WT asbestfrei bekommen wollt, müsst ihr die besagten Isoliermatten im Innern rausschmeißen und ersetzen - so wie es hier im Forum super beschrieben wurde. Dabei solltet ihr aber auch das Heizklappenmodul (zwischen WT und Heizschlauch) nicht vergessen: Keine Ahnung, ob es schon in diesem Zusammenhang mal genannt wurde. Die Doppelklappen, die je nach Heizzugstellung die Luftaustritte öffnen oder verschließen, sind - wie übrigens die Klappenan originalen schweren WT des Käfers auch - mit Asbestdichtungen bewehrt. Die Klappen selbst sind beim Bulli runde Blechscheiben, die von einer Feder und einem Niet auf Spannung und Abstand voneinander gehalten werden. Auf diesen Blechscheiben liegen kreisrunde Dichtringe, die an ihrem Außenrand jeweils mit der Blechscheibe verbördelt sind. Beim Käfer werden die bösen Dichtungen von zwei Blechscheiben gehalten, die mit zwei Schweißpunkten verbunden sind. Diese Scheiben fransen gerne mit den Jahrzehnten aus und werden mürbe, mit dem bekannten Effekt, dass die Warmluft Stäube in den Innenraum tragen kann. Ich habe vorgestern eine solche Heizklappe von meinem 1972er T2ab mal aufgebördelt (FFP3 Maske ist bei solchen Arbeiten Pflicht) und dann unter ständigem Befeuchten die Ringe rausoperiert. Ich werde sie wohl - wenn überhaupt - durch Silikonringe ersetzen. Mehr als 250 Grad werden dort kaum zu erwarten sein, und auch in der Ofentechnik wird ja Silikon als Dichtungsmaterial verwendet. Vielleicht hat ja jemand hier noch eine bessere Idee. Einfach ist das alles nicht, aber wenn ihr schon mal dabei seid, euren Bulli asbestfrei zu bekommen, solltet ihr zumindest mal einen Blick auf die Klappen werden und im Zweifel ein paar Stunden investieren. Habe mir übrigens seinerzeit an meinem Käfer von einem Institut die Asbesthaltigkeit der Dichtringe bestätigen lassen. Auf den Bildern sehr ihr zum Einen die freigelegten Doppelklappen meines Bulli und eine noch verbaute Dichtung aus einem Typ1 WT.
Ansonsten kann ich noch folgende Materialien - zumindest im Käfer - als asbesthaltig bestätigen - einige von denen wurden hier schon genannt:
=> Auspuff-Fittings zu den Endrohren (auch im 1600er Bulli)
=>Dichtungen der Heizschläuche an den WT (nach Jahrzehnten ist dann besser auch das Material innen zu tauschen, auch wenn es meist nur Isolierwolle mit Drahtgeflecht ist)
=> schwer zu glauben, aber wahr: die Bitumenpappe auf dem Rahmentunnel (und auch innen auf der Türhaut) beim Käfer enthält Chrysotilasbest in stark gebundener Form - am besten dran lassen oder an einem frostigen Tag mit Cuttermesser einschneiden und stückweise abplatzen lassen (dennoch mit Maske!); auf keinen Fall abschleifen, bohren o.ä.; zum Schluss alles zum Sondermüll. Asbest wird immer beerdigt
=>Dichtungen in Tankdeckeln (rötlich, pappe-artig)
=> klar: Brems- und Kupplungsbeläge vor den 90er Jahren; auch wenn sie immer noch als NOS Teile angeboten werden, lässt man besser die Finger davon
=> nicht sicher bin ich bei alten Anti-Dröhn und Wärmeschutzpappen im Motorrraum und bei Anlasser-Isolierungen (auf den Verpackungen noch der 80er Jahre stand bei anderen Herstellern immer ein Asbesthinweis)
Die Dämmung um das lange Heizungsrohr unterm Bulli ist m.E. "nur" mit Glaswolle ummantelt; da es keinen Kontakt zur Frisch- oder Warmluft bekommt, ist es unproblematisch.
Ich kenne die konträren Meinungen zum Thema zur Genüge. Die Gefahr wird zwar eher heruntergespielt, auch von den Betrieben, die Restaurationen vornehmen, übrigens. Ich will aber auf keinen Fall unnötig beunruhigen, aber leichtsinnig sollte man beim Umgang mit diesem Isolier-Allrounder der 60er-80er auch nicht sein.
Die Veteranenabteilung des Herstellers will sich der Problematik nicht wirklich annehmen; klar, das ist lästig und nur bedingt gut für das Prestige, aber eigentlich finde ich, wenn man mit Restaurationen mittelbar doch eine Menge Geld verdient, könnte man mal einen Leitfaden erstellen und auf diese Materialien und Teile hinweisen, denn für einen Privatmensch kostet eine Probenanalyse bei Asbestverdacht immer mindestens 80 Euronen. Geht auf Dauer ins Geld.
So, jetzt bin ich am Ende meines ersten Beitrags. Bin übrigens nicht immer so wortreich, aber das ist nun mal ein Thema, das mich regelmäßig umtreibt;-)
VG von
Hennemann