Antriebsgelenk defekt? Rhythmische "Klack-Klack" G

Technische Fragen und Antworten, Tipps und Tricks für Profis und Bastler. Hier sind die "Fachleute" am Werk.
Antworten
jharzmann
T2-Kenner
Beiträge: 25
Registriert: 24.12.2003 10:26

Antriebsgelenk defekt? Rhythmische "Klack-Klack" G

Beitrag von jharzmann »

Hallo zusammen,

habe seit letztem Wochenende ein kleines (oder großes?) Problem. Vielleicht kann mir jemand von Euch bei der Fehlersuche und Diagnose weiterhelfen:

Am vergangenen Wochenende habe ich die Federstreben neu eingestellt (Danke nochmals an Clemens Anleitung - siehe http://www.bulli.org/forum/viewtopic.php?t=770). Das Heck ist jetzt hinten ca. 20-25 mm höher gekommen und der Bus steht optimal.

Dazu wurden die Antriebswellen herausgebaut und nach dem Einbau habe ich nun ein rhythmisches "Klack-Klack"-Geräusch bei Kurvenfahrten. Sowohl bei Rechts- als auch bei Linkskurven. Die Seite des Geräuschs lässt sich nicht lokalisieren.

Vor dem Einbau sind die Antriebsgelenke nochmals eingefettet worden. Die Antriebswellen wurden in die ursprüngliche Position wieder eingebaut (=gleiche Fahrzeugseite und gleiche Gelenkseiten). Es wurde beim Ausbau extra die ursprüngliche Einbauposition festgehalten um ein Vertauschen oder Verdrehen zu vermeiden.

Nach meinem schlauen Buch ("Jetzt helfe ich mir selbst!") sind das wohl typische Geräusche für ein defektes Antriebsgelenk. Der Bus hat aber erst original 45.000 km (KatS-Bus). Ist das wahrscheinlich nach der Kilometerleistung? Was sollte bzw. kann man prüfen um das Problem zu lokalisieren oder einzugrenzen?

Es ist sicherlich schwierig eine Ferndiagnose zu stellen, bin aber über alle Beiträge dankbar. Danke für Eure Hilfestellung im Voraus.

Gruß Jörg
Benutzeravatar
aps
Wohnt im T2!
Beiträge: 3583
Registriert: 21.11.2005 07:29
IG T2 Mitgliedsnummer: 4

Beitrag von aps »

Moin,

die Laufleistung heißt nichts. Ich würde sämtliche Antriebsgelenke vollständig reinigen und komplett neu fetten. oder hast Du das so gemacht? Ansonsten spricht alles für defekte Gelenke. Alternativ zum Testen, da Du ja alles exakt so wieder eingebaut hast, wie es war, drehe die Wellen einfach um, also so, daß sie gegenläufig zur bisherigen Drehrichtung laufen (inneres Gelenk nach außen, äußeres nach innen).
Gruß aus dem Münsterland
Andreas *4
---
Animiertes GIF ist entfallen.
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7257
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Beitrag von boggsermodoa »

Hallo Jörg,

danke für das Blümchen!
Wie lange hast Du dafür geschraubt? Ich hab' grad mal nachgeguckt: Gefragt hattest Du letztes Jahr im Oktober. Da hast Du Dir aber lange Mut ansaufen müssen! :wink:

Zu Deinem Problem: Also lt. Symptom ist an beiden Antriebswellen jeweils mindestens ein Gelenk kaputt!!! Und das macht mich dann doch etwas stutzig. (Es wird immer die kurveninnere Seite lauter.)
Sind die Radmuttern festgezogen?
So'n Gelenk hat natürlich nicht das ewige Leben - und die Autos vom Katastrophenschutz wurden ja wahrscheinlich auch nicht gerade verhätschelt. Aber zwei auf einen Streich, das ist schon merkwürdig. Das Gelenk hat um so mehr Kummer, je größer der Knickwinkel ist - und der ist jetzt zwar schon ein wenig größer als zuvor, aber andererseits ist er jetzt genau da, wo er konstruktionsseitig vorgesehen war.
Zieh mal die Handbremse an, leg den Leerlauf ein und krieche unter's Auto. Die Antriebswellen müssen sich jetzt in axialer Richtung leicht verschieben, dürfen sich aber nicht verdrehen lassen. Falls Du da Verdrehspiel feststellst, ist das äußere Gelenk defekt. Falls kein Verdrehspiel feststellbar, versuch mal, ob sich die getriebeseitigen Flansche relativ zur Welle etwas verdrehen lassen. Wenn ja ist das innere Gelenk defekt.
Wie auch immer, irgendwie reimt sich das hier nicht! Es ist denkbar, daß beide Wellen schon vorher defekt waren und sich dies jetzt durch den neuen Knickwinkel erst äußert. Es ist aber kaum vorstellbar, daß früher, als das Heck noch zwei Zentimeter tiefer lag, die Federung nicht auch mal in Kurven auf den Ausfederanschlag gegangen ist. Das ist dann, wenn das kurveninnere Rad anfängt durchzudrehen. Dabei müßte es dann auch schon geklackert haben.

Gruß,

Clemens
jharzmann
T2-Kenner
Beiträge: 25
Registriert: 24.12.2003 10:26

Fehler beim Zusammenbau?

Beitrag von jharzmann »

Hallo Clemens,

erstmal vielen Dank für Deine Antwort. Ja, es hat schon eine Weile gebraucht bis ich das Einstellen in Angriff genommen habe. Der Mut hat aber nicht gefehlt sondern viel mehr die Zeit. Seit letztem September hat mich der digitale Tachograf voll vereinahmt (wir entwicklen Soft- und Hardwarelösungen für die Archivierung der Tachografendaten) und so musste ich dieses Projekt erstmal zurückstellen.

Ich glaube mir ist ein schwerwiegender Fehler unterlaufen! Zur Kontrolle habe ich vorgestern nochmals den Federstrebendeckel auf einer Seite heruntergeschraubt und was sehe ich: die Federstrebe sitzt nicht 100-prozentig auf dem Federstab! Es sind satte 3 mm Abstand und ein Teil des äußeren Gummilagers hat es zwischen Federstrebe und Federstrebendeckel gedrückt. Aber ich bin mir sicher, dass beim Einbau die Federstrebe sauber auf dem Federstab saß. Nach dem Einstellen bin ich ca. 250 km Autobahn gefahren und davon kann und darf es ja nicht kommen.

Auf jeden Fall muss ich es sofort korrigieren. Als schwäbischer Perfektionist bin ich im Moment total geschockt! Ich werde alles nochmals von vorne Schritt für Schritt durchgehen.

Vielen Dank auch an Andreas für den Tipp.

Gruß Jörg
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7257
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Beitrag von boggsermodoa »

Hallo Jörg,

worin soll denn der "schwerwiegende Fehler" bestehen?
Es gibt nichts, was die Torsionsfeder in axialer Richtung fixiert. Die sind einfach nur zwischen den Blechdeckeln gefangen, aber es gibt keine Seegerringe oder so etwas. So ist zumindest meine Erinnerung. Korrigier mich, wenn ich falsch liegen sollte, du warst ja grade in der Ecke unterwegs.
Ich vermute, daß beim Aufsetzen des Lagerdeckels was schief gegangen ist. Das Gummilager ist wohl nicht richtig in den Deckel geschlüpft, weil's entweder nicht geschmiert war (Talkum) oder weil's da drin keinen Platz hatte.
Die Reste des alten Gummilagers müssen vollständig aus dem Deckel entfernt (= bergmännisch abgebaut) werden. Im Zweifel neue Deckel verwenden.
Das einzige, was da halbwegs manierlich geführt ist, ist tatsächlich die Federstrebe. Die wird durch inneres und äußeres Gummilager radial und axial fixiert - und zwar letzlich nur durch die Volumengleichung (= wenn's da ein wenig drückt, muß es dort eben etwas nachgeben).

Jedenfalls haben wir damit noch immer keine Erklärung für das Geklacker bei Kurvenfahrt. Da solltest Du vielleicht mal die Hinterräder hochheben, drehen und dabei die Gelenkflansche beobachten. Da darf nichts eiern. Bei Montage der Antriebswellen müssen die Anlageflächen sauber (räusper) und fettfrei sein.

Gruß,

Clemens
jharzmann
T2-Kenner
Beiträge: 25
Registriert: 24.12.2003 10:26

Zu hoch eingestellt?

Beitrag von jharzmann »

Hallo Clemens,

habe Deinen Rat befolgt und habe die Antriebswellen geprüft.

Dadurch das die Federstrebe nicht vollständig auf dem Federstab saß hat sich auch der Platz für das äußere Gummilager verringert und somit hatte dieses nicht ausreichend Platz. Das Gummilager wurde somit nach außen gequetscht (zwischen Federstrebe und Federstrebendeckel). Ich habe das nun auf beiden Seiten korrigiert.

Die Antriebswellen lassen sich axial leicht verschieben, was ja auch in Ordnung ist. An der Aussenseite stelle ich ein wirklich minimales Spiel fest. Es liegt so im zehntel Milimeter Bereich. An der Getriebeseite ist kein Spiel feststellbar.

Ich bin heute nochmals auf einer abgelegenen Strecke gefahren und kann das Problem wie folgt einschränken: Bei Geradesausfahrt ist sowohl beim Beschleunigen sowie im Schubbetrieb nichts zu hören. Bei Kurvenfahrt ist sowohl beim Beschleunigen als auch im Schubbetrieb das Klackern deutlich auszumachen. Sowohl in der Rechts- als auch in der Linkskurve.

Vermutlich ist der Knickwinkel zu extrem, da die Federstrebe so verstellt wurde, dass der Bus im leeren Zustand hinten ca. 10-15 mm über der Waagrechten ist. Das habe ich bewusst so gewählt, da ich oft mit dem Wohnwagen unterwegs bin. Ich werde es jetzt nochmals mit angehangenem Wohnwagen testen. Dann steht der Bus in der Waagrechten.

Ich kann mir vorstellen das mir das in der Vergangenheit nicht aufgefallen ist, da das Fahrzeug nicht soweit ausgefedert hat. Überwiegend habe ich das Fahrzeug mit Wohnwagen oder 5 Mann und Gepäck bewegt. Hätte ich das Fahrzeug so bewegt, daß die Federung bis zum Ausfederanschlag gegangen wäre, hätte ich warscheinlich jede Menge Magenflüssigkeit von meinen Mitfahren aufwischen müssen oder Sperrholz auf der Straße zusammenkehren müssen :lol:

Danke für Deine Beiträge. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Gruß Jörg
jharzmann
T2-Kenner
Beiträge: 25
Registriert: 24.12.2003 10:26

Re: Antriebsgelenk defekt? Rhythmische "Klack-Klack" G

Beitrag von jharzmann »

Lang, lang ist es her ...

In der Zwischenzeit konnte ich mein Problem lokalisieren: das Problem bestand einfach in dem zu hohen Knickwinkel der Antriebswellen.

Die Drehstäbe des Bus wurden neu eingestellt, so dass es den Originaleinstellungen wieder entspricht. Die Geräusche sind weg!

Gruß Jörg
Antworten