Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

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schrauberger
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von schrauberger »

GTJA790 hat geschrieben: 12.04.2020 10:51 Hallo Andreas, auf deinem Foto ist eine Repro Zündskala zu sehen. Besorge dir mal ein NOS -Teil zum Vergleich.
Bei mir stimmte die Skala damals nicht überein. Siehe Bild. IMG_6639.jpegIMG_6633.jpeg
Hallo,
das was uns teilweise von unseren tollen "Fachhändlern" auf die Theke gelegt wird ist schlicht eine bodenlose Frechheit.
Gerade ein so wichtiges Teil wie die ZZP-Scala, mit 3 Grad Abweichung ist doch ein no go :flop:

Ich hab auch noch so eine Reproscala für meinen Ersatzmotor gekauft.
Gut zu wissen, erstmal die Kerze am 1. Zylinder rausdrehen, genau den OT bestimmen und die Scala ggf. korrigieren!
Den OT bestimme ich mit einem selbstgebauten "Spezialwerkzeug" von dem ich mir im Lauf der Zeit schon mehrere für versch. Kerzengewinde gedreht hab.
image.jpg
Ralph
Schöne Grüße von der Baar

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langhansen
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von langhansen »

Hallo,

da ja bei der Fehlersuche auch das Ausschließen von möglichen Ursachen weiterhilft, möchte ich mich künftig in die Lage versetzen auch mal eine Kompressionsmessung durchzuführen.

Werde mir jetzt so einen Kompressionstester zulegen - die kosten ja nicht so viel 😊
Was die Messwerte angeht, so habe ich ja hier lesen können, dass sowohl zu niedrige, als auch zu hohe Werte
problematisch sind, da diese so oder so auf auf Fehler hinweisen.

Mein 1700er CB-Motor sollte im Idealfall ca. 6-9 bar und auch die Zylinder zueinander keinen großen Unterschied haben?
Max 3 bar? Korrekt?

Die Idealumgebung wäre ja wohl ein betriebswarmer Motor - da mein Bulli ja aktuell gar nicht läuft und die Kompressionsmessung ja mir zunächst helfen soll festzustellen, ob Ventile etc. dicht und richtig eingestellt sind,
würde mich interessieren, wieviel Unterschied macht hinsichtlich der Werte ein kalter/warmer Motor?

Danke
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Norbert*848b
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Andreas,
langhansen hat geschrieben: 13.04.2020 18:52 Mein 1700er CB-Motor sollte im Idealfall ca. 6-9 bar und auch die Zylinder zueinander keinen großen Unterschied haben?
Max 3 bar? Korrekt?
Passt so ziemlich. :wink:
Lt. Bentley, dem offizierllen Reparaturleitfaden für die USA, sehen die Werte wie folgt aus:
1700er Maschine: 7 - 9,5 bar, Verschleißgrenze 6 bar, max. Unterschied 2 bar.
langhansen hat geschrieben: 13.04.2020 18:52 … wieviel Unterschied macht hinsichtlich der Werte ein kalter/warmer Motor?
Bei kaltem Motor vielleicht etwas weniger, nach meinen Erfahrungen nicht einmal 1/4 bar wenn überhaupt.
Das mag auch von der Laufleistung des Motors abhängig sein hab ich mir einmal sagen lassen.
… warten wir einmal andere Wortmeldungen ab.
langhansen hat geschrieben: 13.04.2020 18:52 … auch mal eine Kompressionsmessung durchzuführen.
Du weißt wie man das richtig macht?
-ALLE Zündkerzen raus
-Zündung deaktivieren (am besten Klemme 1 von der Zündspule abziehen)
-Bei voll geöffneter Drosselklappe (!) so lange mit dem Anlasser den Motor betätigen, bis der Maximalwert auf dem Manometer erreicht ist
-(manch einer hält es noch für sinnvoll, die Kraftstoffzufuhr zu unterbrechen.)
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

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langhansen
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von langhansen »

Guten Morgen Norbert,

danke für Deine Rückmeldung und auch für die Hinweise zum Ablauf.

Ich hatte hier im Forum schon lesen können, dass zwecks Luftzufuhr die Drosselklappen geöffnet, zwecks Anlasserschonung alle Kerzen raus und zur Vermeidung von unerwünschten und kontrollierten Spannungsentladungen die Zündspule deaktiviert werden sollte - die Hinweise hier sind echt super und sparen böse Überraschungen 👍😊

Hab mir auch gleich noch ein Endoskop bestellt um mal einen Blick in den Verbrennungsraum „werfen“ zu können.

Da der Motor seit meiner Grundeinstellung der Ventile nicht mehr läuft, wäre für mich (als Laien) die naheliegenste Erklärung,
dass warum auch immer, die Ventile nicht geschlossen sind und so kein verbrennungsfähiges, komprimiertes Gemisch bereitsteht...?!
Aber warum sollte das so sein (ist das übehaupt denkbar?) - am Auspuff kommt ja ordentlich Druck raus...



Bin gespannt, was meine Kompressionsmessung ergibt und woran es am Ende lag - werde berichten....

Guten Wochenstart!
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langhansen
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von langhansen »

Hallo,

nachdem nun endlich mein Kompressionsmesser heute angekommen ist, habe ich gleich mal eine Messung durchgeführt.
...leider hatte ich zunächst trotz des guten Ratschlags von Norbert, versäumt das Gaspedal voll durchzutreten :roll:

Also, kalten Motor, alle Kerzen raus, ohne Gaspedalbetätigung, ergeben sich an allen 4 Zylindern gleichmäßig 6,5-7,0 bar.
An Zyl. 3 + 4 habe ich dann nochmal mit Vollgas gemessen, was das Ergebnis um lediglich 0,5 bar erhöht hat.

Ich würde die Werte dann jetzt als (noch) gut bewerten, zumal kein Zylinder deutlich „ausreißt“.
Ebenfalls würde ich davon ausgehen wollen, dass die Ventil-Grundeinstellung der Hydros auch im Wesentlichen stimmen dürfte.

Da Sprit am Vergaser ansteht, würde ich mich nun auf die Zündung festlegen wollen....?!

Wie seht Ihr das?

Aufgefallen sind mir heute (hierzu passend) zwei Dinge:

1) als ich meine Zündung nochmal statisch mit der Prüflampe testen wollte, brannte diese nun permanent??!
Das war vor ein paar Tagen noch anders!
Erst als ich den Verteiler nochmal deutlich verdreht hatte (und dann wieder zurück), reagierte die Lampe erst, wenn der Zünd-OT erreicht wurde - ist doch komisch oder?

2) Beim nochmaligen Test ob die Kerzen einen Funken haben, fiel dieser sehr mickrig aus?! Das war definitiv auch schon mal anders!
Also würde ich jetzt die Zündspule (oder auch den Kondesator?) verdächtigen bzw. nun beides und dann auch noch gleich die Zündkabel tauschen.

Zur Erinnerung, bis vor meinem Eingreifen (Grundeinstellung Hydros) lief der Bus (schnief :tear: )
Im Rahmen der Fehlersuche habe ich dann die Kerzen und den Unterbrecherkontakt gewechselt.

Was kann passiert sein, dass nun plötzlich ggf. die Zündspule oder der Kondensator (irgendein ein Ami-Ersatzteil) kaputt gegangen ist? Habt ihr da Erfahrungswerte?

Danke :thumb:
Träume sind zum Leben da :wink:
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Andreas,
langhansen hat geschrieben: 18.04.2020 15:06 … und den Unterbrecherkontakt gewechselt.
Hast Du die Kontakte vorher auch richtig sauber gemacht? Die meisten haben nämlich eine Schutzschicht und die muss peinlichst entfernt werden.
(Ich poliere die neuen Dinger immer mit Chromputz und ziehe die auch noch mit 800er Schleifpapier ab, danach mit Waschbenzin oder Verdünnung absolut fettfrei machen.)
Hast Du ein Messgerät? Von dem grünen Kabel zur Masse bei geschlossenem Kontakt solltest Du max. 0,1 Ohm haben dürfen.
Oder anders gemessen, Zündung an und geschlossene Kontakte, dann darfst Du keine Spannung an Klemme 1 messen dürfen (in jedem Fall weniger als 0,5V).
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von langhansen »

Hallo Norbert,

wenn es wirklich so wesentlich ist, die Auflagefläche (Kontakt/Verteiler) richtig sauber zu polieren und die Kontaktflächen selbst fein anzuschleifen (um so sicher zu stellen, dass die Flächen „belagsfrei“ sind), damit richtig Strom fließen kann, dann werde ich den Kontakt morgen gleich nochmal ausbauen und bearbeiten und zur Kontrolle auch nochmal den alten Kontakt einsetzen.
Ich versuche auch mal mit dem Ohmmeter zu messen... :idea: :?

Irgendwie scheint mir das auch als eine mögliche wahrscheinliche Ursache, weil ich diese Sorgfalt habe nicht walten lassen :cry:

Ich werde berichten - schönen Abend!
Träume sind zum Leben da :wink:
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Andreas,
langhansen hat geschrieben: 18.04.2020 19:15 … weil ich diese Sorgfalt habe nicht walten lassen
Da wärst Du nicht der Erste und wirst auch nicht der letzte bleiben. :shock: … ich kenne meine Pappenheimer. :mrgreen:
Was steht auf der Verpackung bzw. Beipackzettel?
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von langhansen »

Moin!

Richtig zuversichtlich habe mich gleich nach dem Frühstück an den U-Kontakt gemacht.

Wie vorgenommen habe ich die Kontaktflächen fein mit 1000er Schleifpapier abgezogen und auch sonst mit Schleifpaste poliert und mit Nitroverdünnung entfettet - sowohl mit dem neuen, besonders gereinigten Kontakt, als auch nochmal mit dem alten Kontakt, gibt es leider keine Änderung. Allenfalls auf ca. 20‘ vor OT stottert er auf 3 oder weniger Zylindern vor sich hin... bei Vollgas!

Kontaktspray an Zündkabel/-stecker hat auch keine Änderung gebracht.

Mit dem Ohmmeter messe ich noch.

Nun warte ich auf DHL und setze meine letzten Optionen auf den Kondensator und Tausch der Zündspule sowie Zündkabel und Kerzenstecker.

Wenn ich die 0,4 mm am U-Kontakt auf Nocke eingestellt habe, kann doch der Schließwinkel nicht gravierend falsch sein oder?
(messen kann ich den Schließwinkel nicht).
Ist dann ein vernünftiger Zündfunke da, dann würde ich das Thema Zündung nun vernachlässigen und mich der Thematik Vergaser zuwenden...müssen... ohje, jetzt kommt es ja gleich richtig dick 🤭

„Learning by doing“ ist ja schön, aber dass muss ja nicht gleich alles hintereinander weg erforderlich werden 😊

Strahlend blauer Himmel, Sonne satt - gerne wäre ich heute mal wieder eine Runde gefahren... naja, vielleicht nächstes WE 😎

Schönen Sonntag!
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Re: Zündzeitpunkt - da stimmt doch was nicht?!

Beitrag von langhansen »

N'abend liebe Bulligemeinde,

das Rätsel ist gelöst - eines kann ich sagen, der Zündzeitpunkt war es nicht.

Angefangen hatte ja alles mit dem Stößelstangenausbau (Klärung, Hydros oder keine Hydros) und der nachfolgenden Grundeinstellung.
Dann noch schnell den abgebrannten Unterbrecherkontakt und auch die alten Zündkerzen ausgetauscht.

Fortan sprang der Bulli nicht mehr - lief unter größter Mühe stotternd auf 2 Pötten.

Im Zuge der Fehlersuche habe ich dann auch noch den Verteiler getauscht, da Fliehkraftverstellung an dem alten Verteiler ohne Funktion war.
Da der neue 009er einen veränderten ZZP für den 3. Zylinder hat ("Hitzeschutz"), schien mir dies eine gute Idee.
verteiler.jpeg
Der O-Ring auf der Verteilerwelle ging äußerst stramm in die Bohrung, aber dann passte alles gut - Kabel ran, Zündung an und....
… Kurzschluss, Rauch, … Sch...! :wall:
Kabel falsch an die Zündspule angeklemmt (ein schwarzes Kabel hatte ich versehntlich mit dem grünen vom Kondensator, zusammen an Klemme 1... und nun war es auch mir passiert. Aber "Schwein" gehabt - U-Kontakt und Kondensator getauscht und gut war.

Der Vollständigkeithalber habe ich dann noch die Zündspule und auch die Zündkabel getauscht.
Die alte Zündspule war sogar noch von VW - ob das sogar die originale Erstausstattung war?!
lima.jpeg
lima_txt.jpeg
Da auch dieser Wechsel keine Verbesserung brachte, wäre nun der Vergaser an der Reihe gewesen - aber da hätte ich alleine aufgrund fehlendes Wissen nichts erreichen können. Außerdem lief der Bulli mit diesen Vergasereinstellungen bis zum Ventileeinstellen einwandfrei. Ventileeinstellen? Damit fing doch alles an!

Und dann kam mir noch eine Idee!

Beim wieder Einsetzen, der zu Testzwecken ausgebauten Stößelstange am Zylinder 1, fiel mir auf, dassman sehr genau aufpassen muss, dass die Stößelstange sowohl am Kipphebel, als auch am Hydrozylinder in der Aufnahme sitzen muss. Da ja alles liegen montiert wird, kann es leicht passieren, dass die Stößelstange rausrutscht und nur am Hydrozylinder, auf dem Stößelrohr liegt.

Und so war es an Zylinder 2 und 4. Ich hatte die Einstellschrauben soweit zurückgedreht, dass der Kipphebel maximales Spiel hatte - und so hatte ich es der Stößelstange ermöglicht rauszurutschen. Beim Einstellen habe ich am Kipphebel darauf geachtet, aber nicht kontrolliert, ob die Stößelstange auch am Hydro-Zylinder richtig sitzt.
Also Grundeinstellung mit entsprechenden Augenmerk nochmal durchgeführt - den OT-ZZP zu finden ist ja zur Routine geworden.

Zündung an und... er läuft, läuft, läuft :jump: Nachdem er warmgelaufen war, läuft er schön ruhig und irgendwie "weich".

Nach einer 20 km Testfahrt war ich nun doch neugierig, wie der Kompressionstest bei warmen Motor ausfällt.
Ergebnis: Zylinder 1 = 6,5 bar, alle anderen Zylinder 7,0 bar - also keine große Änderung.

Das Kerzenbild ist allerdings nicht einheitlich. Die Kerzen vom Zylinder 1, 3 u. 4 sind leicht bräunlich, die Kerze vom Zylinder 2 ist verrußt.
kerze1.jpeg
Woran könnte das denn liegen?

Fazit, das war sehr arbeitsintensiv, aber auch sehr lehrreich - die ganze Aktion hat mich der Thematik "Motor und Peripherie" sehr viel näher gebracht.

Hat letztlich Mega-Spaß gemacht!

Vielen Dank für die guten Tipps :gut:
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