Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Technische Fragen und Antworten, Tipps und Tricks für Profis und Bastler. Hier sind die "Fachleute" am Werk.
Benutzeravatar
Norbert*848b
*
*
Beiträge: 7508
Registriert: 30.10.2013 22:57
IG T2 Mitgliedsnummer: 848

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Avispa,
Avispa66 hat geschrieben: 10.12.2024 21:58 Auf jeden Fall die eine Öffnung wieder freilegen, damit Kondenswasser, etc. auch raus kann.
... ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss?

Ich lese ja schon länger mit und bin auch entsprechend nachdenklich geworden.
Wie kann denn überhaupt Kondenswasser entstehen, ist letztendlich die Gretchenfrage.

Das Teil (derHohlraum) "atmet" und nimmt mit der Luft Feuchtigkeit sowie Sauerstoff auf.
Nur die Temperatur-Erniederung führt letztendlich zu Kondenswasser.
Nachzulesen im Internet unter dem Begriff "Taupunkt".

Wir sind uns hoffentlich einig darüber, dass bei total geschlossenen Schilden nichts passieren sollte / würde.
Die Restfeuchte sowie der Sauerstoff (welches zur Korrosion von Stahl führt) werden aufgebraucht und dann passiert nichts mehr.

Sprinkleranlagen rosten so gut wie nie, der Sauerstoff aus dem Wasser wird aufgebraucht, das Wasser selbst stört dann nicht mehr.

Ich hatte hier einmal eine Anmerkung hinterlassen: viewtopic.php?p=322007#p322007

Als ich meinen Bus (10 jährig) damals erworben hatte, musste ich die Vorderachse wg. TÜV-Probleme tauschen.
Hab die damals neu (gebrauchte) erstandene über gebohrte 8 mm Revisionsöffnungen re und li von innen gebohrt und mit Owatrol-Öl geflutet gehabt (und immer wieder gedreht gehabt). Nachträglich noch mit Hohlraumwachs behandelt gehabt und des Weiteren gedreht (natürlich im ausgebauten Zustand).
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
Benutzeravatar
Sgt. Pepper
*
*
Beiträge: 4295
Registriert: 10.03.2005 20:41
IG T2 Mitgliedsnummer: 834

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von Sgt. Pepper »

Moin,

ich habe selber auch den Hohlraum unten offen gelassen, aber eher zum Zweck, den regelmäßig konservieren zu können.

Allerdings:
Wir bauen bei uns in der Firma Messbojen, welche logischerweise auf See eingesetzt werden. Hohlräume werden so ausgelegt, dass diese komplett geschlossen sind. Diese sind innen auch nicht beschichtet oder konserviert, mit Ausnahme von Opferanoden an der Außenseite, welche aber nicht verhindern können, dass sich Flugrost bildet. Wir hatten letztens einen der Hohlräume geöffnet, um diesen zu modifizieren. Der war innen komplett sauber, keinerlei Rost. Dabei ist der Jahrelang auf See gewesen und dann ewig noch gelagert.

Meine Einschätzung dazu:
Es gibt immer etwas Rost bzw. Oxidation. Diese verbraucht den in der eingeschlossenen Luft enthaltene Sauerstoff (sicherlich nur bis zu einem gewissen Grad) und wenn kein Sauerstoff mehr vorhanden ist, findet auch keine Oxidation mehr statt. Ich schreibe hier bewusst Oxidation, weil ich natürlich nicht weiß ob irgendwelche anderen Reaktionen ohne Beteiligung von Sauerstoff ablaufen können.

Kleine Anekdote aus den Anfängen der Offshore-Windindustrie,die ich selber noch miterleben konnte:
Beim Setzen der Piles (das sind die Türme auf denen die Anlagen stehen) verbleibt in der Mitte logischerweise Seewasser. Ursprünglich ist man davon ausgegangen, dass es kurzzeitig zu Oxidationen kommt bis eben der Sauerstoff verbraucht wird. Nun hat man aber irgendwann festgestellt, dass es anschließend zu anderen eher biologischen Prozessen unter Sauerstoffabschluss kommt, die weiter am Material nagt. Da gibt es schöne Videos von der "Suppe".
Anschließend wurden alle Anlagen durch einen elektrischen Korrosionsschutz ausgerüstet, der regelmäßig überprüft werden muss.
Die tieferen Bereiche der Anlage sind nur noch begrenz zugänglich, da es hier zu Gasentwicklung und Sauerstoffmangel kommen kann. Schön, wenn man da dann Kabel verlegen muss...

Also:
Solange das wirklich alles dicht ist, dann wird da sicherlich auch nicht so viel rosten. ABER: Wenn der Achskörper mal nachgeschweißt wurde und man nicht garantieren kann, dass es wirklich Luftdicht ist, würde ich dazu tendieren das lieber offen zu lassen und halt alle paar Jahre mal ne Dose Fluid-Film zu opfern. Ist ja kein Hexenwerk oder größerer Aufwand.

Warum die vergammeln:
Auch hier meine eigene Theorie: Die Hälften sind ja gepunktet zusammengesetzt. Erst kommt der Gammel und setzt sich zwischen den beiden Blechlagen und rostet dort auf. Dann ist das weitgehend offen und es kann Wasser eindringen. De Rest ergibt sich von selber.

Grüße,
Stephan
Bild
Bild
Benutzeravatar
Avispa66
T2-Süchtiger
Beiträge: 615
Registriert: 08.12.2015 19:20
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von Avispa66 »

Hallo Stephan, auch dir vielen Dank für dein Input..
Sgt. Pepper hat geschrieben: 11.12.2024 11:18
Solange das wirklich alles dicht ist, dann wird da sicherlich auch nicht so viel rosten. ABER: Wenn der Achskörper mal nachgeschweißt wurde und man nicht garantieren kann, dass es wirklich Luftdicht ist, würde ich dazu tendieren das lieber offen zu lassen und halt alle paar Jahre mal ne Dose Fluid-Film zu opfern. Ist ja kein Hexenwerk oder größerer Aufwand.

Warum die vergammeln:
Auch hier meine eigene Theorie: Die Hälften sind ja gepunktet zusammengesetzt. Erst kommt der Gammel und setzt sich zwischen den beiden Blechlagen und rostet dort auf. Dann ist das weitgehend offen und es kann Wasser eindringen. De Rest ergibt sich von selber.
….
Ja, da decken sich deine mit meinen Theorien.
Da die beiden Hälften gepunktet, ist da mit ganz grosser Wahrscheinlichkeit auch nie wirklich dicht.
Ganz ungünstig wird es wenn eben die Ablauflöcher zu sind und Wasser im Hohlraum stehen bleibt.
Zusätzlich ungünstig, dass sich die Ablauflöcher von der eine Hälfte noch überlappt wird, sodass fast unmöglich die die Löcher irgendwie durchzustechen und frei zu halten.

Hab nun mal freigelegt:
IMG_6742.jpeg
Grüner Pfeil: Durch Bodenkontakt eingedrückt, verschliesst das Ablaufloch.
Gelber Pfeil: Delle wegen weiterem Bodenkontakt, dadurch Durchrostung sichtbar geworden
Rot: Geplanter Schnitt und durch 2mm-Neublech einsetzen/schweissen
Blau: Krümmung… Grosse Herausforderung an das Neublech

Schau ma ma.

Lg
Avispa
VW T2a (schweizer Ex-PTT-Bus), Typ 21-515, RHD, Hochdach, MJ 68, 1. IV 69
Benutzeravatar
Sgt. Pepper
*
*
Beiträge: 4295
Registriert: 10.03.2005 20:41
IG T2 Mitgliedsnummer: 834

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von Sgt. Pepper »

Moin,

ich müsste mal in meine alten Bilder schauen, wie ich das gemacht habe. Aber meine beiden Achsen sind auch schon geschweißt und haben beide ordentliche Löcher an der Unterseite bekommen um die konservieren zu können.
Weniger als Ablauf. Alle paar Jahre kommt da halt dann eine Ladung FF rein und gut. Eigentlich sind zwei Löcher besser, um einmal links und recht an den Rohren innen vorbei zu kommen. Damit sollte man sie eigentlich schön konservieren können.

Grüße,
Stephan
Bild
Bild
Benutzeravatar
schrauberger
Wohnt im T2!
Beiträge: 1599
Registriert: 25.03.2013 18:27
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von schrauberger »

schrauberger hat geschrieben: 10.12.2024 04:07 Hallo Avispa,

BTW, da sollte ich mal das Endoskop reinhalten um zu schauen ob die Behandlung nachhaltig war, die Resto war vor 7 Jahren, ich werde berichten.

Ralph
Hallo jetzedle,
musste die Sonden- Bohrung auf 11mm aufbohren damit das Endoskop rein passt :mrgreen:

Es war nicht absolut klar zu sehen, aber eine dicke Schicht Mike war schon sichtbar, oben rum honigfarben (wie Mike), untenrum dunkler werdend, das sollte eingedrungener Schmutz durch die Ablauföffnung sein.
Der Umstand das an der Ablaufbohrung keinerlei Rostfarbene Spuren zu sehen sind, verleitet mich zu der Annahme das die Achse innen rostfrei ist :dance:

So bin ich vor gegangen:
Sandstrahlen, ihr werdet danach wohl an Eurer vermeintlich gar nicht so schlechten Achse üble Risse vorfinden, auch um das Rohr auf dem sich die Tragarme abstützen :!:

Zu dünnes Blech ausschneiden,
Achse ordentlich durchklopfen und
Blattrost rausschütteln.
Achse aufhängen, Schilde jeweils in Deox Entrosterbad-Kübel hängen bis rostfrei.
Dünnes Blech ersetzen (war etwas mehr als eigentlich laut VW-Reparaturanleitung erlaubt :versteck: )
Das selbstgefertigte (erlaubte) Stück Blech aufdoppeln.
Die äußeren Nadellager wurden ersetzt, die inneren Gleitlager belassen.
In die Lagersitze hab ich einen genau aufs Maß gedrehten Vollmaterial-Dummi gedrückt, um Verzug beim Schweißen möglichst zu vermeiden.
Wichtig:
Wie an der Karosserie nur versetzt mit Abstand Punkten und nicht zu warm werden lassen, ist bei mir trotzdem leicht unrund geworden, bis jetzt (50tkm) glücklicherweise ohne feststellbare Auswirkungen.

Der Pfeil markiert eine nach dem Fertigschweißen gebohrte 3mm Bohrung im Flicken. Durch diese wurde der Raum zwischen altem
Blech und Flicken mit Owatrol geflutet, ebenso wie alle Überlappungen.
Mit Nitrofest grundiert.
3mm Bohrung mit Karosserie Dichtmasse verschlossen.
Mit 3in1 gerollt.
Blanker Hohlraum der Schilde ohne weitere Beschichtung mittels Sonde dick mit Mike geschützt.
Die ganz zu Anfang erwähnten Stopfen für die Sondenbohrungen waren nicht montiert, hat also immer bisschen durchgelüftet, war wohl auch ok.

Die Aktion war recht aufwändig.
Es kam ja klar, auch ein neuer Mittelbolzen rein.
Mein Antrieb war, da nie wieder ran zu müssen, auch wenn der Bus mal bischen Salz sieht (nicht nur in der Übergangszeit, auch im Sommer vom Autostrand :gut:

Es scheint sich gelohnt zu haben :jump:

Ralph
IMG_1218.jpeg
IMG_1219.jpeg
Dateianhänge
IMG_1217.jpeg
Schöne Grüße von der Baar

Biete in Originalqualität:
Reparaturbleche für Laderaumboden und
Typ4 Wärmetauscher.
Sämtliche BKV-Unterdruckleitungen und
Nachlaufleitungen für Bremsflüssigkeit.
Benutzeravatar
Avispa66
T2-Süchtiger
Beiträge: 615
Registriert: 08.12.2015 19:20
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von Avispa66 »

Hallo Ralph

Danke für den Beitrag und Bilder. Spannend und aufschlussreich.

Hab mich weiter meiner Durchrostung gewidmet:
IMG_6799.jpeg
Zum Glück ist bald viel gesundes Blech zum Vorschein gekommen.

Mein Blechdoktor hat anhand einer vom mir erstellten Schablone ein Blech mit der passenden Krümmung erstellt…
IMG_6868.jpeg

…welche ich dann an den Ausschnitt angepasst hab:
IMG_6844.jpeg

Bin mir noch am überlegen wie ich den Hohlraum behandeln soll, bevor auf Stoss geschweisst wird. (Vorweg, werde die Vorderachse nicht ausbauen.)

Die problematische Ablauföffnung hab ich auch wieder frei bekommen. Konnte das eingedrückte Blech mit einer Rohrzange wieder in die ursprüngliche Form bringen (vorher mit Heissluftfön etwas erwärmt). Nun lässt sich zumindest ein dünner Scheissdraht durchschieben.

Bin sehr gespannt wie mir das Schweissen gelingen wird.

Lg
avispa
VW T2a (schweizer Ex-PTT-Bus), Typ 21-515, RHD, Hochdach, MJ 68, 1. IV 69
Benutzeravatar
Norbert*848b
*
*
Beiträge: 7508
Registriert: 30.10.2013 22:57
IG T2 Mitgliedsnummer: 848

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von Norbert*848b »

Hallo Avispa,
Avispa66 hat geschrieben: 17.12.2024 00:15 Bin sehr gespannt wie mir das Schweissen gelingen wird.
Ich hab so etwas immer vorher an einem vergleichbaren Probestück als "Trockenübung" ausprobiert gehabt, indem ich die Stromstärke sowie Drahtvorschub optimal eingestellt / bzw. bestimmt hatte. ... und erst danach habe ich "Ernst" gemacht. :D
Bei Dir sieht das dann ja wohl als "Überkopfschweißung" aus, was auch an dem Übungsstück m.E. nach so ausprobiert werden sollte.
Avispa66 hat geschrieben: 17.12.2024 00:15 Bin mir noch am überlegen wie ich den Hohlraum behandeln soll, bevor auf Stoss geschweisst wird.
Ich hab seinerzeit erst geschweißt und danach entsprechend "geflutet" gehabt.
... vielleicht weiß das jemand anderes noch besser. :wink:
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
Benutzeravatar
schrauberger
Wohnt im T2!
Beiträge: 1599
Registriert: 25.03.2013 18:27
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von schrauberger »

Hallo Avispa,

eine 100%ige Entrostung gelingt wohl nur bei Ausbau der Achse und blank machen der Schilde von innen.
War bei mir easy, da sowieso alles zerlegt wurde.
Bei eingebauter Achse nicht zu machen, aber bei Deiner Achse sieht der Hohlraum wohl noch recht gut aus.

Ich würde bei noch geöffneten Schilden an Blattrost rausklopfen was geht.
Das Wichtigste wird wohl sein, dafür zu sorgen das die Ablauflöcher frei bleiben, und sich nicht durch Rostkrümel / Wachspampe selbst verschließen.
Die Hohlraumbehandlung kann eigentlich nur nach dem Schweißen gemacht werden.
Ich bin ja Fan von Mike, aber in Deinem Fall würde ich ev. mit FF konservieren, das sollte das Freihalten der Ablauflöcher erleichtern da weniger klebrig. Und regelmäßig wiederholen.

Ralph
Schöne Grüße von der Baar

Biete in Originalqualität:
Reparaturbleche für Laderaumboden und
Typ4 Wärmetauscher.
Sämtliche BKV-Unterdruckleitungen und
Nachlaufleitungen für Bremsflüssigkeit.
Benutzeravatar
TEH 29920
Wohnt im T2!
Beiträge: 1551
Registriert: 12.07.2008 07:29
IG T2 Mitgliedsnummer: 628

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von TEH 29920 »

Moin,

warum nicht einfach so offen lassen?

Die andere Seite genauso machen, schön schwarz lackieren und mit Wachs überziehen und keine TÜV-Prüfer wird etwas monieren.
Wird die Achse dadurch wirklich entscheidend an Stabilität einbüßen?

Gruß Bernd
Eyermann
T2-Kenner
Beiträge: 27
Registriert: 13.03.2008 15:52
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Vorderachse T2b schweißen oder Schrott?

Beitrag von Eyermann »

Das mit dem Blech sieht schon gut aus, sauber verschweißen und Nähte verputzen,
dann passt das.

Konservieren mit Wachs, Fett oder was auch immer erst hinterher!
Diese Mittel setzen in den meisten Fällen Lösungsmittel frei, und gerade bei eingebautem Zustand
sammeln die sich im Achskörper (weil leicht und nach oben), und das kann zu sehr unangenehmen
"verpuffungen" führen.

Am besten vor dem Schweißen den Achskörper mit ordentlich Druckluft mal "durchspülen".
Wer später bremst fährt länger schnell
Antworten