Anfängerfrage zum Zündverteiler

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hobbes
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Anfängerfrage zum Zündverteiler

Beitrag von hobbes »

Hallo,

ich fahre meinen Bus (T2a Bj. 1970) ja jetzt eigentlich schon länger aber auslernen tut man, wie ich feststellen musste, ja doch so schnell erst mal nicht :D

Zu meinem eigentlichen Problem. Wie oben bereits erwähnt fahre ich einen 1970er T2a der zumidest augenscheinlich einen 1,6 Liter Motor verbaut hat. Es handelt sich hier wohl um einen Austauschmotor ohne eingeschlagene Motornummer aber der Motor hat auf jeden fall die doppelten Ansaugrohre. Bisher ist der Motor eigentlich ohne größere Probleme gelaufen. Da ich aber für nächstes Jahr eine größere Tour plane habe ich den Motor jetzt ausgebaut und wollte ein paar Kleinigkeiten neu machen. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich einen Zündverteiler ohne Unterdruckdose verbaut habe und der Vorbesitzer das dazugehörige Loch am Vergaser (SOLEX 34 PICT-3) einfach "verstopft" hat. Welchen Einfluss hat das generell auf das Laufverhalten des Motors. Mache ich jetzt was falsch wenn ich das so lasse oder sollte ich auf jeden fall einen Zündverteiler mit Unterdruckdose besorgen. :hilfe:

Ich hoffe ich ahbe mich einigermaßen verständlich ausgefrückt und es gibt jemanden der mir hier weiterhelfen kann.

Danke
*hobbes*
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MichaT2a
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Re: Anfängerfrage zum Zündverteiler

Beitrag von MichaT2a »

Hi,

schau mal, ob ne Bezeichnung oder ne Nummer auf dem Zündverteiler steht. Wahrscheinlich wird es ein 009er sein. Der ist von Bosch und wird so genannt, weil die einegprägte Nummer mit ...009 endet. Von dem gibt es auch Nachfertigungen (ohne Nummer), die wohl qualitativ grenzwertig sind. Zündverteiler ohne Unterdruckdose sind bei Motoren mit Doppelvergasern weit verbreitet.
Der Unterdruckanschluß am Vergaser sollte dicht sein, sonst magert das Gemisch ab.

Gruß,

Micha
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Tanjas&Thomas_T2b
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Re: Anfängerfrage zum Zündverteiler

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

hobbes hat geschrieben: Mache ich jetzt was falsch wenn ich das so lasse oder sollte ich auf jeden fall einen Zündverteiler mit Unterdruckdose besorgen. :hilfe:
Hi Hobbes,

es gibt ja viele in der Szene, die auf den 009 Verteiler schwören.
Aus meiner Sicht ist das nur ein Kompromiss, den man gehen kann wenn man den Motor so umgebaut hat, dass man keinen Unterdruckanschluss mehr anbauen kann.

Nun einmal zur Theorie, warum man Unterdruck und Fliehkraftverstellung haben sollte:

a) Fliehkraftverstellung:
Wenn man jetzt idealisiert annimmt, das die Verbrennungszeit im Zylinder konstant ist und die Verbrennung z.B. 1ms Zeit benötigt zwischen Zündfunke und maximaler "Explosion".
Bei 900 Umdrehungen braucht der Motor für 1° Winkelveränderung ca.0,185ms.
(900/60=15 15 Umdrehungen pro Sekunde |1/15/360°=0,185ms)
Wenn dann also die Explosion bei erreichen vom OT erfolgen soll muss die Zündung (1ms/0,185ms=5,4°) also 5,4° vor erreichen des OT erfolgen.

Bei 5000 Umdrehungen braucht der Motor für 1° Winkeländerung ca. 0,033ms.
Nehmen wir nun wieder eine Verbrennungszeit von 1ms an. 1ms/0,033ms=30,3°
Sprich, bei 5000 Umdrehungen muss der Zündfunke 30,3° vor erreichen des OT erfolgen, damit die Explosion während des OT erfolgt.

Damit ist schon mal die Fliehkraftverstellung erklärt. (Ich hoffe einigermaßen Verständlich.)
Die Zeit für die Verbrennung ist von mir nur eine beliebige Annahme, die aber nahe der Wirklichkeit sein könnte.
(Da wird Clemens eventuell genaueres wissen :ritter: )


b) Unterdruckverstellung


Nun ist die Verbrennungszeit noch abhängig von der Befüllung der Zylinder.
Bei geringe Last ist die Drosselklappe nicht weit geöffnet und es herrscht Unterdruck im Ansaugtrakt.
Dadurch sind die einzelnen Teilchen weiter voneinander entfernt und die Verbrennung dauert länger.
also muss bei Teillast der Zündzeitpunkt früher liegen als bei Vollast.

Bei Vollast ist die Drosselklappe offen, und es herrscht "kein" Unterdruck im Ansaugtrakt.
Damit werden mehr Teilchen angesaugt und diese liegen dichter beisammen.
Damit läuft die Reaktion schneller ab und die Zündung kann näher am OT liegen.

Deshalb gibt es Verteiler die beides berücksichtigen. Wenn du jetzt also einen Verteiler ohne Unterdruckverstellung eingebaut hast,
wirst du bei der Verbrennung in irgendwelchen Bereichen immer nur einen Kompromiss eingehen.
Für Puristen:
Je weniger verbaut ist, desto weniger kann auch kaputt gehen.
Und um so weniger muss man wissen, wo man was anklemmt.

Hier einmal ein Beispiel für Zündkenfelder, die ich für unseren Typ4 erstellt habe.:
3d Kennfeld
3d Kennfeld
in Tabellenform
in Tabellenform
Viele Grüße,
Thomas
Im Angebot: Drehzahlmesser, US-Motor-Kabelbaum *680
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hobbes
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Re: Anfängerfrage zum Zündverteiler

Beitrag von hobbes »

Hallo,

herzlichen Dank für die ausführlichen Erklärungen. Jetzt glaube auch ich das verstanden zu haben :D .
Ich habe bislang noch nicht selbst am Motor gebastelt wollte aber aufgrund der anstehenden Reise das Ganze in einen einigermaßen zuverlässigen Stand versetzten. Dabei ist mir dann die Sache mit dem Zündverteiler aufgefallen.
Jetzt werde ich also als nächsten Schritt einen mit Unterdruckdose besorgen. Doch auch hier scheint es Unterschiede zwischen den einzelnen Baujahren/Motoren gegeben zu haben (große vs. kleine Unterdruckdose?). Sofern da jemand noch einen Tipp auf Lager hat wäre ich dankbar.

Danke,
*hobbes*
der so langsam sein Auto kennenlernt :mrgreen:
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boggsermodoa
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Re: Anfängerfrage zum Zündverteiler

Beitrag von boggsermodoa »

Tanjas&Thomas_T2b hat geschrieben:Die Zeit für die Verbrennung ist von mir nur eine beliebige Annahme, die aber nahe der Wirklichkeit sein könnte.
(Da wird Clemens eventuell genaueres wissen :ritter: )
:dogeyes:
http://forum.bulli.org/viewtopic.php?f= ... fen#p56787
:wink:
@TO: Mit dem Serienzustand liegst grundsätzlich schon mal nicht verkehrt. Also würde ich versuchen, den anzustreben.
Original war in deinem Auto sicher mal ein B-Motor verbaut, aber wenn du doppelte Saugrohre hast, isses aktuell wohl doch eher ein AS oder AD. Guck mal, ob du die "Hundehütte" hast (aus dem Gebläsekasten nach vorn verlegter Ölkühler). Wenn ja, besorg dir einen Originalverteiler für den AD, wenn nein, dann einen für den B-Motor. Teilenummern habe ich keine.

Gruß,

Clemens
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JanT2a
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Re: Anfängerfrage zum Zündverteiler

Beitrag von JanT2a »

Wenn Du doppelte Ansaugrohre hast, sollte da wohl ein Verteiler mit kleiner Dose drauf sein. Original und eigentlich da gehört aber da der Einkanal-B-Motor mit der großen Verteilerdose rein und zwar mit dem Verteiler mit der Nummer 113-905-205T oder 113-905-205M. Dieser und nämlich nur dieser Verteiler ist aus meiner Sicht auch der Garant dafür, dass der B-Motor diesen sagenumwobenen Drehmoment-Charakter hat.
Weil nämlich ausschließlich dieser Verteiler aus dem Stand 35° Vorzündung nur über Vakuum-Verstellung (ohne zusätzliche Fliehkratft-Verstellung wie bei den kleinen Dosen) bringt. GucksDu auch hier: http://www.type2.com/~keen/ignition.html#B1968

Viele Grüße, Jan
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sirwilliam
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Re: Anfängerfrage zum Zündverteiler

Beitrag von sirwilliam »

Wie sofort gibt es mehrere Lösungen ...
Ich habe im Käfer jahrelang einen Bosch 009 mit der ignitor Zündung ( kontaktlos) auf einem original AS type 1 gefahren. Nie Probleme gehabt und das ganze ist sehr wartungsarm. Später mit 40 Weber Vergasern auch nie Probleme. Mittlerweile gibt es aber auch Verteiler die per USB Anschluss programmiert werden... War mal bei der Programmierung eines TR6 Motors dabei und der " Fachmann" war schwer vom Verteiler begeistert.. Klar nicht ganz für lau... Rund 300€.
Gibt es beim GWD Gerd Weiser in Düsseldorf .

Die Originale Konfiguration muss man schon gut im griff haben, zundzeitpunkt und schliesswinkel alle 5 bis 10 tausen km kontrollieren. Dazu sollte man das messequipment auch immer dabei haben, gerade bei langen Touren.

Das 009 nachbauten nicht so gute Qualität haben sollen, habe ich auch schon gehört... Die Lagerung der verteilerwelle ist wohl aus Kunststoff.

Du hast die Wahl....
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