Guten Abend,
Africa’s calling.
Es ist inzwischen einiges passiert, leider nicht nur Gutes. Doch der Reihe nach.
Nachdem wir genug Rüssel gesehen hatten (und genug „verdautes Gras“ unterm Bus klebte), war der Simmerring immer noch halbwegs dicht. Auf dem Rückweg in die Berge gab’s dann den ultimativen Härtetest. Innerhalb von zwei Tagen sind wir an die 5000 Höhenmeter geklettert – und leider auch wieder herunter. Die Tropfen am Getriebe waren eher bescheiden, kein Vergleich mit neulich. Also Fall geklärt.
Gestern sind wir in Nelspruit/heute Mbombela eingetroffen, der größten Stadt weit und breit. Gleich am Ortseingang springt uns ein riesiger VW-Audi Gebäudekomplex ins Auge. Viel Glas und Beton, etliche Showrooms, Massen von Mitarbeitern, aber kein Schild „Spare Parts“. Nach so kleinlichen Dingen mag man in dieser Pracht auch gar nicht fragen. Schließlich hat mich einer der Mitarbeiter an die Hand genommen und mir in einem anderen Gebäude die entsprechend versteckte Ecke gezeigt. Und dort war er: mein Inder.
Mit meiner Teilenummer hat er seinen Computer gefüttert und dann kam das, was immer kommt „Ich habe die Teile nicht, aber ich kenne einen“. Die Teile sind vor 10 Jahren ersatzlos gestrichen worden (Busse werden seit dem nicht mehr undicht!) und hätten damals ca. 20 Euro pro Stück gekostet.
Der Rat des Inders: drei Blocks weiter gibt es die Firma „Goldwagen“, die sollten so etwas haben. Auf dem Rückweg zum Auto sprach mich noch ein alter VW-Meister an, der sich freute, mal wieder einen richtigen Volkswagen zu sehen. Sein Tipp ebenfalls: Goldwagen.
Dort an den Tresen gegangen (kein Inder, sondern ein Afrikaner), Sprüchlein aufgesagt, er nickt kurz. „Macht 7 Euro für zwei“. Und die Staubkappen? Hat er auch, für 8 Euro.

Topran, dasselbe, was ich auch in Namibia bekommen habe.
Heute Morgen den Wagen schräg gestellt, alles schön sauber gemacht, Halbwelle runter, Sicherungsring raus, Flansch ab, Verdrehsicherung ebenfalls. Doch dann war Sabbat. Der Dichtring wollte sich partout nicht rühren. Am Ende habe ich fast vier Stunden an ihm herumgemetzelt, um ihn ohne Verletzung der Lagerflächen heraus zu operieren

. Die Teilenummer endet übrigens tatsächlich mit einem A, wie „absolut unausbaubar“.
Überraschend war, dass die Dichtfläche des Flansches zwei tiefe Nuten hatten.
Ich vermute, die stammen von den beiden Dichtlippen des Simmerringes. Der Abstand könnte stimmen. Kein Wunder, dass die nicht mehr dicht hielten. Ich habe im Internet herumgesucht, doch auf keinem der Bilder tauchen solche Nuten auf.
Glücklicherweise hat der neue Dichtring drei Lippen und die eigentliche Dichtlippe kommt auf einer jungfräulichen Stelle des Flansches zur Anlage, im Bild im rechten Drittel. Bei den Schmutzlippen sieht das nicht ganz so gut aus, dürfte aber auch funktionieren.
Alles wieder ordentlich und sauber eingebaut, kurze Testfahrt gemacht, um anderes Getriebeöl zu besorgen. Und auch gefunden. Dann wollte ich nachfüllen und sehe mit Schrecken ein dünnes Ölrinnsal aus dem Getriebe kommen. Schon nach fünf Kilometern so viel, wie sonst nach 100

.
Die Stimmung ist im Keller. So können wir auf keinen Fall weiter fahren.
Ich habe alles noch einmal durchgedacht, doch mir ist keine Ursache eingefallen. Der einzige Strohhalm, den ich noch habe: der neue Dichtring läuft auf einer jungfräulichen Fläche, da sind vielleicht noch kleine Unebenheiten wegzubügeln. Die möglicherweise nicht sauber dichtenden Schmutzlippen können ja nicht die Ursache sein. Habt Ihr noch eine Idee? Oder eine Erklärung?
Ich werde morgen früh noch einmal bei Goldwagen vorbeischauen, vielleicht gibt es bei denen ja noch den Flansch als Neuteil.
Zum Getriebeöl: Danke für Eure Kommentare von heute Nachmittag. Ich habe letztlich doch die Finger von dem synthetischen gelassen, denn ich bin fündig geworden mit: Spiro Gear, Manual Gear Oil, SAE 75W90, API GL4, MIL L 2105 B von G.U.D. Das dürfte doch passen, oder? Seltsamerweise kostet das nur ein Drittel des synthetischen, so dass ich annehme, dass es ein mineralisches ist. Das Wort Hypoid tauchte auf keiner der verschiedenen Ölflaschen auf.
Zur Ölmenge: da ist noch etwas Seltsames passiert. Ich hatte vor ein paar Tagen den Ölstand nachgemessen (ca. 8mm unter Gewinde). Auch nach dem Dichtungswechsel war es in der gleichen Höhe. Das heißt, dass 0,5 bis 1 Liter gefehlt haben. Ob es vorher genau auf dem Gewinde war oder drunter, weiß ich allerdings nicht genau.
Doch als ich nach der kurzen Probefahrt den Ölstand gefühlt habe, war er deutlich höher, das Öl war voller kleiner Luftbläschen und scheinbar deutlich dickflüssiger als vorher. Ist das normal? Ich habe noch nie ein Getriebe unmittelbar nach dem Einsatz geöffnet. Sicherheitshalber habe er nur einen halben Liter nachgegossen und werde morgen noch mal schauen.
Kann der Schaum davon kommen, dass es zu wenig Öl war? Oder sollte ich den alten Schmodder (ist ca 140.000 km alt) komplett austauschen, vielleicht sogar gegen ein GL5? Ich bin ein wenig ratlos.
Nochmal zur Entlüftung. Das Loch fühlt sich an wie ein Sackloch, geht also nicht direkt durch ins Getriebeinnere. Mein Eindruck ist, dass ich nach ca. 8mm gegen die Papierdichtung stoße. Vielleicht funktioniert das Ganze dadurch, dass an dieser Stelle die Gegenfläche fehlt und deshalb die Papierdichtung nicht luftdicht angepresst wird. Auf den Bildern ist jedenfalls nicht zu sehen, dass die Dichtung an dieser Stelle ausgespart wurde. Dann wäre der Durchgang vielleicht kleiner als das Loch vermuten lässt. Hat denn schon mal jemand das Schaltgehäuse abgebaut? Oder ein gutes Bild von der Dichtung oder von der Innenseite des Loches.
boggsermodoa hat geschrieben:(Wenn's das wirklich war, dann komm Ich demnächst man nach Munich. Zum Bier-Inkasso!

)
Du bist stets herzlich willkommen. Doch Bier, nach Deutschem Reinheitsgebot gebraut, gibt es auch hier. Also, wie wär’s. Und besseres Wetter ist hier auch.
Das verstopfte Schnüffelloch war sicher maßgeblich an dem Fall beteiligt, denn sonst hätte es in den letzten Tagen ja ebenfalls einen Ausbruchsversuch geben müssen. Die Bedingungen waren sehr ähnlich. Aber der Täter blieb – weitgehend - hinter Schloss und Riegel.
Wie ich in Zukunft dafür sorge, dass das Problem nicht mehr auftritt, weiß ich noch nicht. Notfalls muss ich jährlich mit der Zahnbürste ran. Kommt mit auf den Service-Plan.
Oh Mann, jetzt habe ich Euch aber gewaltig zugetextet. Sorry. Doch vielleicht habt Ihr ja noch eine Idee … oder ein kleines Strohhälmchen ...
Danke für Eure Beteiligung und schöne Grüße
Wolfgang