Was habe ich da für eine Zündleitung?

Technische Fragen und Antworten, Tipps und Tricks für Profis und Bastler. Hier sind die "Fachleute" am Werk.
Benutzeravatar
Norbert*848b
*
*
Beiträge: 7507
Registriert: 30.10.2013 22:57
IG T2 Mitgliedsnummer: 848

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von Norbert*848b »

Moin,
boggsermodoa hat geschrieben: 26.04.2025 20:24 Die Erklärung "Vorfunkenstrecke" passt - und der Abstand vom Verteilerläufer zu den Kontakten in der Kappe ist wohl eher ein Spalt als eine Strecke.
Hab mal nachgemessen, der genannte "Spalt" beträgt so etwa 0,7 - 0,8 mm.
boggsermodoa hat geschrieben: 26.04.2025 20:24 Zu Zeiten der luftgekühlten VW gab es auch Prüfgeräte die mittels der vom Funken überbrückbaren Strecke auf den Zustand der Zündanlage haben schließen lassen.
Ja, das war aber eigentlich dazu gedacht, die erzeugte Hochspannung zu überprüfen. Man kann davon ausgehen, dass pro tausend Volt je 1 mm übersprungen werden.
Ich mache diesen Test mit 15 mm Abstand, dann weiß ich wie "gesund" die Zündspule ist.
Hat man noch eine Kontaktzündung, so ergeben sich auch Hinweise wie gut der Kondensator noch ist. Also entweder Kondensator oder Zündspule "schlapp".

Sinn und Zweck des Vorfunkens kann man hier auf Seite 12 von Beru nachlesen:
Google Suchbegriff: "alles über Zündspulen", dann auf Beru Zündungsteile klicken. :wink:
(Ist 'ne PDF-Datei, kann ich leider nicht verlinken.)
Freundliche Grüße aus Algermissen

Norbert

Hab hin und wieder "Versager" und "Verzweifler" im reviedierten Zustand für den 50 PS Bus-Motor anzubieten.
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7224
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von boggsermodoa »

Friso hat geschrieben: 26.04.2025 06:09 Die Vorfunkenstrecken stellen wohl eine hohe Belastung der Isolierung der Bauteile der Zündanlage dar.
Das scheint mir der nützlichste Hinweis in diesem Zusammenhang. Wer schon mal den Funken mitten aus einer augenscheinlich völlig intakten Kabelisolierung hat springen sehen, am besten noch Richtung Vergaser, Benzinpumpe oder ähnlich Delikatem, der verspürt sicher wenig Lust, da noch etwas draufzusatteln. Die Isolierungen haben mit dem originalen Arrangement bereits genug Kummer, v.a. wenn noch etwas Feuchtigkeit hinzukommt. Man muss sich einfach vorstellen, dass die Spannung steigt und steigt, bis sie endlich gegen den Verdichtungsdruck den Elektrodenabstand überwinden kann. Genauer gesagt, bis sie es endlich schafft, diese Strecke zu ionisieren und damit leitfähig zu machen. Der Wiederstand ist unter der Verdichtung erheblich höher als bei Atmosphärendruck. Bei der originalen Zündanlage wachsen die Bäume da sicher nicht in den Himmel, aber viele rüsten die ja um, weil's keine gescheiten Unterbrecherkontakte mehr gibt. Wenn bei einer elektronischen Zündanlage eine Kerze rausgeschraubt und nicht geerdet wird, steigt die Spannung auf eine Zillion Volt, wenn man den Motor durchdreht. Das haut dann irgendwo durch, gerne bauteilzerstörend oder user tötend. Wenn man eine Vorfunkenstrecke im Kabel vergrößert, bis sich "irgend ein Effekt zeigt", macht man eigentlich das Gleiche.
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7224
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von boggsermodoa »

Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7224
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von boggsermodoa »

Norbert*848b hat geschrieben: 26.04.2025 22:59 Sinn und Zweck des Vorfunkens kann man hier auf Seite 12 von Beru nachlesen:
Google Suchbegriff: "alles über Zündspulen", dann auf Beru Zündungsteile klicken. :wink:
(Ist 'ne PDF-Datei, kann ich leider nicht verlinken.)
Das ist immer das Schöne an solchen Erklärungen, dass sie immer Probleme lösen, die bislang noch kein Mensch wahrgenommen hat und deshalb zunächst wortreich ein Problembewusstsein schaffen müssen. Dass der Einschaltstrom einen versehentlichen Funken auslösen kann, ist mir noch nie untergekommen, dass dieser Funken eine Zündung zur Unzeit auslösen kann scheint mir abwegig - und dass die Spannung in der Sekundärspule in kW angegeben wird, ist sicher nur ein Tippfehler.

Ich hab's ja eigentlich mehr mit Motorrädern als mit Autos, und das einzige mir bekannte Motorrad mit Zündverteiler war die Ur-V7 von Moto Guzzi, die erste Guzzi mit V2-Motor. Alle anderen arbeiteten entweder mit mehreren Kontakten und/oder nach dem wasted-spark-Prinzip. D.h. gezündet wird in jedem OT, egal ob am Ende des Verdichtungs- oder des Auspuffhubes. Es gibt sogar Zündanlagen für V2-Motoren (z.B. Ducati) nach dem wasted-spark-Prinzip. D.h. die zünden im Zünd-OT und 360° später. Auf beiden Töpfen und mit vollem Bums! Auf einem Topf also mitten in den Ansaugtakt hinein. Und da passiert nix, das Gemisch entzündet sich unter diesen Bedingungen nicht.

Weshalb sollte da so'n halbverhungerter Funke irgendwann ein Problem darstellen? Und, wie gesagt, diese Vorfunkenstrecken wurden seinerzeit als Leistungssteigerung vermarktet. Die Elektronenherde zurückhalten, bis sie das Gatter durchbricht und mit Urgewalt alles niederwalzt. Oddaso..
Benutzeravatar
Tanjas&Thomas_T2b
*
*
Beiträge: 4950
Registriert: 27.08.2010 20:32
IG T2 Mitgliedsnummer: 680

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Moin Clemens,

hier hatte ja auch schon mal jemand auf ruhende Zündung umgebaut.
Da hatte ich gedanklich ja auch mal angefangen.
Aber das ist großer Fummelkram zwei Hallsensoren im 90°Winkel auf die Verstellplatte im Zündverteiler zu bauen und zwei TSZH Anschlüsse in das Verteilergehäuse zu bauen.
Dann fiel mir noch auf, das ich dann ja auch nur noch die halbe Impulszahl an der Zündspule habe.
Damit kommt die Einspritzanlage nicht mehr klar und die Bastelei würde dann auch da wieder weiter gehen.
Auf die Idee alle 4 Zylinder immer und gleichzeitig zu zünden bin ich nicht gekommen.
Und ich würde es mich auch nicht trauen.

Die Beru Anleitung ist ja lustig:
Screenshot_20250427-003147.png
Da habe ich direkt an zurück in die Zukunft gedacht. 1.21Gigawatt...

Ich hatte über die Ruhende Zündung nachgedacht, da sich bei uns immer Recht viel Abbrand auf der Verteilerkappe bildet.
(Verbaut ist eine TSZH Zündung)
Dafür hatte ich auch mal nach möglichen Ursachen gesucht. Aber auch nicht wirklich ernst zu nehmende Artikel gefunden.

Auch über optimale Materialien könnte ich nichts finden.
Es gibt ja Verteilerkappen mit Messing, Kupfer oder Alu Kontakten.
Alu soll wohl am schlechtesten sein.
Aber auch das war nur eine "Meinung" die ich in irgendeinem Forum gefunden hatte.

Viele Grüße
Thomas
Im Angebot: Drehzahlmesser, US-Motor-Kabelbaum *680
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7224
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von boggsermodoa »

Tanjas&Thomas_T2b hat geschrieben: 27.04.2025 08:44
Auf die Idee alle 4 Zylinder immer und gleichzeitig zu zünden bin ich nicht gekommen.
Und ich würde es mich auch nicht trauen.

Ich auch nicht! Und ich habe damals - hä? - ungläubig auf dieses V2-Zündungsschaltbild geschaut, überzeugt, dass das nur ein Fehler sein kann und niemals funktionieren wird. Aber nein, mir wurde berichtet, dass das in der Praxis keinerlei Probleme bereitet.

Hier geht's ja um den Einschaltzeitpunkt des Primärstroms, also in der alten Welt den Moment, in dem der Unterbrecherkontakt schließt. Der ist ja vergleichsweise "random", der Motor läuft mit allen möglichen Kontaktabständen und Schließwinkeln. Ich hatte mal einen E-Kadett mit Lucas-Zündgeraffel in den Fingern, der nur auf drei Töpfen lief. Da war sogar schon der Kopf demontiert worden, um nachzugucken: Ohne Befund! Der Verteiler war so ausgenudelt, dass für diesen einen Zylinder der Kontakt nicht mehr abhob. Ich habe dann frei Auge dort einen Abstand eingestellt, den Zündzeitpunkt korrigiert und - brumm - das Ding lief! Das Gesicht des Besitzers war sehenswert. :shock:
Der Cadettillac hatte nun also vier unterschiedliche Zündzeitpunkte, vier unterschiedliche Schließwinkel und Spulenladezeiten, vier unterschiedliche Primärstromeinschaltzeitpunkte - und lief. "Du brauchst einen neuen Verteiler!"

Aber das war, wie gesagt, die alte Welt. Dass es bei modernen Zündanlagen mit wesentlich höheren Zündspannungen diesen, von Beru beschriebenen Effekt gibt, will ich nicht grundsätzlich abstreiten und kann ich mir auch durchaus vorstellen. Dass er zu Problemen führt, eher nicht, aber sei's drum. Das ist nicht mein Fachgebiet. Wenn Beru meint, da eine Diode einbauen zu müssen, dann sollen sie es halt tun.

Das Thema war jedoch "Funkentuning via Vorfunkenstrecke" und wurde nun auf Abwege geführt zu "Primärstromeinschaltinduktionsstossunterdrückung via Vorfunkenstreckchen in der Verteilerkappe". Darauf wollte ich hinweisen.
Benutzeravatar
boggsermodoa
Wohnt im T2!
Beiträge: 7224
Registriert: 22.12.2003 10:53
IG T2 Mitgliedsnummer: 0

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von boggsermodoa »

Tanjas&Thomas_T2b hat geschrieben: 27.04.2025 08:44 ...die Idee alle 4 Zylinder immer und gleichzeitig zu zünden ...
... die flitzt mir jetzt im Hirn rum ...
UND DU BIST SCHULD! :motz:

:wink:

Denken wir's dochmal durch: Du hättest dann eine Zündung in jedem OT (kalter Kaffee) und in jedem UT (Neuland :nighty: ). Der eine UT am Ende des Arbeitshubes ist sicher unproblematisch. Da findet der Funke nichts als verbrannte Erde. Der andere markiert das Ende des Ansaugtaktes, mit lecker Frischgas im Zylinder, aber ohne Druck. Auch wenn's einem die Zehennägel hochrollt, lt. Ducatisti passiert da nix.

Also prinzipiell kann das tatsächlich funktionieren. Statt eines hast du nun halt three wasted sparks, wobei die aber nicht viel (Kerzenabbrand) kosten. Du brauchst vier mal so viele Funken, hast dafür aber auch vier Spulen. An den Spulenladezeiten ändert sich also nix, es wird nichts warm oder wärmer als sonst, aber deine Zündanlage braucht jetzt vier mal soviel Strom.

--> So etwas wird zwar nie Eingang in die Serienfertigung finden, aber funktionieren müsste es eigentlich. Jetzt müsste es nur noch jemand ausprobieren. Jemand, der da mehr Licht am Fahrrad hat, als ich. Also DU! :thumb:

(Ich werde jetzt gleich mal die Nikon startklar machen, dann geht's zu 'nem Oldtimertreffen nach Zaberfeld. Dort laufen mir unter Garantie ein paar Ducati-Cracks über den Weg. Die werde ich mal grillen.)

Gruß
Clemens
Benutzeravatar
Tanjas&Thomas_T2b
*
*
Beiträge: 4950
Registriert: 27.08.2010 20:32
IG T2 Mitgliedsnummer: 680

Re: Was habe ich da für eine Zündleitung?

Beitrag von Tanjas&Thomas_T2b »

Hi Clemens,

ich habe in Gedanken die Zündspulen im Keller durchgezählt.
Ich würde locker auf 4 Spulen kommen.
Aber mental schaffe ich das nicht, einen Zylinder mit zündfähigen Gemisch mit zu befeuern.
Vom Strom her könnte man dann ja auch einfach 4 3 Ohm Zündspulen mit den TSZH Steuermodulen betreiben. Dann hält sich auch der Stromverbrauch in Grenzen.

Aber ich erkläre mich gerne bereit so etwas mal zusammen zu bauen. Ich schaue beim Test gerne zu, wenn da jemand seinen Bus zur Verfügung stellt.

Es arbeitet in mir...

Viele Grüße
Thomas
Im Angebot: Drehzahlmesser, US-Motor-Kabelbaum *680
Antworten